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Wundversorgung braucht viele Verbündete

Wundambulanz am Klinik Passau behandelte 2019 rund 1200 Patienten –Seminar zum Wundexperten nach ICW startet im Februar

Wundexperte Oliver König bei einer Plasma-Behandlung. (Foto: Zanner/Klinikum Passau)

Wenn eine Wunde nicht richtig heilt, beginnt für Betroffene oft ein langer Leidensweg. Für diese Patienten ist die Wundambulanz am Klinikum eine wichtige Anlaufstelle. Allein im Jahr 2019 waren es rund 1200 Menschen, die dort nicht nur medizinische Hilfe, sondern auch ein Stück Lebensqualität zurückbekamen. „Das ist eines unserer wichtigsten Ziele“, sagt Oliver König.

Der 38-Jährige ist ausgewiesener Experte in der Wundversorgung. „Pflegetherapeut Wunde“ nennt sich sein Berufsbild. Oliver König beschäftigt sich schon seit 12 Jahren mit der Thematik und ist deutschlandweit ein gefragter Referent. Bevor er sich spezialisierte, war er viele Jahre Gesundheits- und Krankenpfleger in der Gefäßchirurgie des Klinikums. König und Dr. Till Proschek, der Ärztliche Leiter des Departments für Gefäßchirurgie am Klinikum, haben dabei erkannt wie schwer sich viele Patienten nach der Entlassung mit der Wundversorgung zu Hause tun und dass sie meist unterversorgt sind. Als Drehtürpatienten landen sie deshalb immer wieder in der Klinik. „Die Wunden müssen nach der Entlassung konsequent weiter therapiert werden, um eine erneute Verschlechterung zu verhindern“, nennt Oliver König das A und O eines guten Heilungsverlaufs.

Die lückenhafte Versorgung im ambulanten Bereich war schließlich einer der Gründe, weshalb Dr. Till Proschek die Wundambulanz im Frühjahr 2015 initiierte. Die Ambulanz ist an die Gefäßchirurgie angegliedert, denn beim Großteil der Patienten ist eine Gefäß- oder begleitende Erkrankung die Ursache der Wundproblematik. Am Anfang jeder Behandlung steht eine Gefäßabklärung mit genauer Patientenanamnese, wenn nötig wird auch eine Probe-Biopsie gemacht. Dann startet die individuelle Therapie. Es gibt bereits eine Reihe moderner Verfahren, die sich bewähren, unter anderem die sogenannte „Plasma-Therapie“. Oliver König erklärt das Wirkprinzip: „Das Plasma regt die Durchblutung der kleinen Gefäße an und eliminiert Keime. So kommt der Keimhaushalt wieder ins Gleichgewicht.“ Bei schwerwiegenden Befunden wird der Patient in der Regel stationär aufgenommen. So kann die Ursache schnell diagnostiziert, ein Katheter-Eingriff oder auch eine Operation gemacht werden.

Gefäßerkrankungen, Diabetes, Krampfadern oder Wunden als Folge einer Krebserkrankung sind die häufigsten Gründe, weshalb Patienten aus ganz Niederbayern in die Wundambulanz kommen. Oliver König und sein Team sehen dabei auch gravierende Fälle: Menschen, die schon seit 20 Jahren offene Beine haben oder junge Diabetiker, die bereits Amputationen hinter sich haben. „Das sollte natürlich unbedingt vermieden werden“, sagt König. Ist eine Amputation dennoch unumgänglich, arbeiten die Wundexperten eng mit verschiedenen Orthopädietechnikern und auch nachversorgenden Kliniken zusammen. Zudem legt das Klinikum Passau großen Wert auf die Weiterbildung von Pflegekräften und Ärzten in der Wundversorgung. Auf jeder Station ist mittlerweile ein ausgebildeter Wundexperte im Einsatz. Die Patienten des Klinikums sollen auch schon während ihres stationären Aufenthalts auf die Behandlung in den eigenen vier Wänden vorbereitet werden. „Unsere Aufgabe ist es auch, die Nachversorger in der Wundbehandlung zu koordinieren“, sagt Oliver König über die Ambulanz. Besonders wichtig ist deshalb die Vernetzung mit Hausärzten, ambulanten Wundexperten, Pflegediensten, Diabetologen oder Sanitätshäusern. Sie tauschen sich auch regelmäßig beim Passauer Wundkongress aus, der im Spätherbst bereits zum 9. Mal am Klinikum Passau stattfindet. Aufgrund dieses Netzwerkgedankens entstand auch das „Wundkompetenznetz Passau e.V.“. „Um Betroffenen so gut wie möglich zu helfen, brauchen wir diese breite Allianz“, betont König. Eine entscheidende Rolle spielt jedoch auch der Patient selbst: „Wundmanagement heißt nur zu einem kleinen Teil Verbände anlegen. Viel wichtiger ist es, den Patienten im Umgang mit der Wunde zu schulen und ihn mit Hilfsmitteln vertraut zu machen“, sagt König. Die Behandlung der Grunderkrankungen und das Wissen des Patienten über seine Erkrankung sei der eigentliche Schlüssel zum Erfolg.

Termine in der Wundambulanz am Klinikum Passau sind nach Überweisung durch den Hausarzt möglich.

 

Seminarstart für Ausbildung zum Wundexperten

In Zusammenarbeit mit dem Klinikum Passau veranstaltet die Bayerische Pflegeakademie das Basisseminar „Wundexperte – Initiative Chronische Wunde“. Es ist berufsbegleitend und umfasst 56 Stunden (à 45 Minuten) sowie eine Hospitation von 16 Stunden. Teilnehmen können unter anderem Ärzte und Pflegefachkräfte, Heilpraktiker, Heilerziehungspfleger, Physiotherapeuten mit Zusatzqualifikation Lymphtherapeut, OTAs, MFAs oder Podologen. Das Seminar findet am 3./4./5./6. Februar sowie am 4./5. 6. März am Klinikum Passau statt. Anmeldungen und weitere Infos bei der Bayerischen Pflegeakademie unter Telefon 089/8501311 oder unter www.bayerische-pflegeakademie.de

Elke Zanner