Anästhesie
Eine der Hauptaufgaben der Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin ist die anästhesiologische und intensivmedizinische Versorgung.
In 12 Operationssälen der Fächer Allgemeinchirurgie, Thoraxchirurgie, Gefäßchirurgie, Kinderchirurgie, Unfallchirurgie, Herzchirurgie, Orthopädie, Frauenheilkunde, Urologie, MKG-Chirurgie, Zahnheilkunde, HNO-Heilkunde und Augenheilkunde sowie an weiteren Anästhesiearbeitsplätzen (Ambulanz, Radiologie, Nuklearmedizin, Endoskopie, Kreißsaal, Anästhesiologische Intensivstation, Herzkatheterlabor, Strahlentherapie, ESWL) werden jährlich derzeit über 15000 Anästhesieverfahren bei Patienten aller Altersstufen durchgeführt.
Leistungsspektrum
Bei der Anästhesie kommen alle modernen Verfahren (Einlungenanästhesie, Intubationsnarkosen, Larynxmaskennarkosen, Maskennarkosen) der Inhalationsanästhesie, der total intravenösen Anästhesie sowie der Regionalanästhesie (Spinalanästhesie, thorakale und lumbale Periduralanästhesie, Kaudalanästhesie, Plexusanästhesie, Interskalenusblockade, femoralis - Block, Handblock, Fußblock, periphere Blockaden des N. ischiadikus) zum Einsatz.
Der Anteil der Regionalanästhesie beträgt ca. 15 Prozent. Mehr als 1/3 unserer Patienten sind als Risiko- bzw. Hochrisikopatienten einzustufen. Jährlich werden mehr als 2000 Narkosen ambulant durchgeführt.
Alle Anästhesiearbeitsplätze sind mit Narkosegeräten (Draeger Primus, Draeger Fabius Tiro) und Monitoreinrichtungen (GE) der neuesten Generation ausgerüstet. Für die intraoperative transösophageale Echokardiographie (TEE) bei herzchirurgischen Eingriffen oder zur speziellen Überwachung von Patienten mit hohem kardialen Risiko stehen zwei Geräte bereit. Ein tragbares Ultraschallgerät unterstützt uns bei der schwierigen Anlage von zentralen Venenkathetern sowie bei bestimmten Regionalanästhesieverfahren. Für das Monitoring der Narkosetiefe wird bei der TIVA die BIS – Technologie eingesetzt.
Als fremdblutsparende Verfahren stehen mehrere maschinelle Autotransfusionsgeräte zur Verfügung.
Die Mehrzahl aller operierten Patienten wird postoperativ in einem der beiden Aufwachräume von der Anästhesie weiter betreut. Hochrisikopatienten werden meist unmittelbar postoperativ auf die Anästhesiologische Intensivstation verlegt. Außerhalb der Öffnungszeiten der Aufwachräume werden freie Intensivkapazitäten für die unmittelbare postoperative Überwachung genutzt.
Weitere Leistungen sind:
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Aufwachraum
Von ganz wenigen Ausnahmen, bei denen die Patienten vom Operationssaal unmittelbar auf die Intensivstation verlegt werden abgesehen,werden nach Regional- oder Allgemeinanästhesien Erwachsene und Kinder postoperativ für etwa 1 bis 4 Stunden im Aufwachraumbereich überwacht und betreut. Ziel der postoperativen Überwachung unserer Patienten im Aufwachraum ist, die Patienten schmerzfrei, normotherm, voll orientiert und wach nach Hause oder auf die Station zu verlegen. Die Schutzreflexe müssen vollständig wiederhergestellt sein, die Atemtätigkeit darf nicht erschwert sein, die Kreislaufparameter müssen im Normbereich sein und eine postoperative Nachblutung muss zum Zeitpunkt der Verlegung ausgeschlossen werden können. Durch die postoperative Überwachung im Aufwachraum wird die perioperative Mortalität wesentlich verringert.
Im Klinikum Passau stehen unter anästhesiologischer Leitung 2 Aufwachräume mit insgesamt 20 Betten zur Verfügung. Beide Aufwachräume sind in unmittelbarer Nähe der Operationseinheiten eingerichtet, sodass die Transportwege kurz sind und bei Bedarf der Operateur rasch den Patienten untersuchen kann. 4 – 5 Pflegekräfte, wovon die meisten die Fachweiterbildung Anästhesie und Intensivmedizin absolviert haben, betreuen die Patienten in unseren beiden Aufwachräumen. Bei Notfällen ist ein Anästhesist jederzeit verfügbar.
Im Aufwachraum der zentralen Operationseinheit ist ein Bereich für Kinder abgetrennt. Hier können die kleinen Patienten im Beisein der Eltern, abgeschirmt von den übrigen Patienten, in Ruhe ausschlafen.
Alle Aufwachraumplätze sind mit Monitoren ausgestattet, sodass routinemäßig EKG-Ableitung, Pulsoximetrie, blutige oder oszillometrische Blutdruckmessung, sowie Messung der Körpertemperatur möglich ist. Neben einer Reanimationseinheit sind Geräte für Laborbestimmungen (Blutgasanalysen, Elektrolyte, Blutzucker und Hb - Kontrolle), Wärmeerhalt (Warm-Touch, Hotline, Wärmeschrank für Infusionslösungen) und Retransfusion von Wundblut (Haemonetics) vorhanden. -
Anästhesieambulanz
Die Zunahme an ambulanten Operationen in unserer Klinik hat dazu geführt, dass bereits 1998 eine Anästhesieambulanz eingerichtet wurde. Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, dass alle Patienten, die sich einer ambulanten Operation in Vollnarkose oder Regionalanästhesie unterziehen müssen innerhalb von 5 Werktagen vor dem Eingriff prämediziert werden. So ist gewährleistet, dass in Ruhe Voruntersuchungen durchgeführt und die Intimsphäre des Patienten gewahrt werden kann.
Gemeinsam mit dem Patienten bespricht der Anästhesist das für den Eingriff optimale Narkoseverfahren und erläutert die Möglichkeiten zur postoperativen Schmerztherapie.
Die Einrichtung der Anästhesieambulanz hat sich so bewährt, dass zwischenzeitlich auch alle gehfähigen, stationären Patienten am Vortag der Operation mit ihren Krankenunterlagen in die Anästhesieambulanz kommen und hier prämediziert werden. Eine herkömmliche Prämedikationsvisite am Krankenbett ist in lediglich ca. 20 Prozent der Eingriffe erforderlich.
Unsere Anästhesieambulanz ist an allen Werktagen in der Zeit zwischen 8:00 und 16:00 Uhr durchgehend mit mehreren Mitarbeitern besetzt. -
Intensivmedizin
Die Anästhesiologische Intensivstation (Bereich Chirurgie 24 und Bereich Kardioanästhesie 24a) des Klinikums Passau mit insgesamt 22 Intensivbehandlungsbetten (davon 20 Beatmungsplätze) wird organisatorisch und personell von der Anästhesie im Schichtdienst betreut. Die Behandlung der Patienten erfolgt in engem Kontakt mit den Vertretern der operativen Disziplinen. Für die Intensivpflege stehen 62 Pflegeplanstellen zur Verfügung. Die meisten Pflegekräfte haben die Fachweiterbildung Anästhesie und Intensivmedizin absolviert.
Im Bereich Kardioanästhesie 24a werden vorwiegend Patienten mit bedrohten oder gestörten vitalen Funktionen vor oder nach Herzoperationen, Eingriffen an den Carotiden und an der Aorta, sowie orthopädische, radiologische, neurologische und internistische Patienten behandelt.
Der Bereich Chirurgie 24 ist für die Intensivtherapie der übrigen operativen Disziplinen des Klinikums zuständig. Hier werden überwiegend Patienten nach großen intrathorakalen oder intraabdominellen Eingriffen, Polytraumatisierte und Schädel-Hirn-Traumata betreut. Dazu kommen Patienten mit Beatmungsproblemen, ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome), Sepsis oder Multiorganversagen, die von Krankenhäusern der Region zuverlegt werden. Ebenso wird hier auch einen Reanimationsdienst für alle Abteilungen des Klinikums bereitgehalten.
Jährlich werden auf der Anästhesiologischen Intensivstation mehr als 2500 Patienten behandelt. Zur Anwendung kommen alle, auf Intensivstationen dieser Größe und Ausrichtung heute üblichen, diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen wie differenzierte invasive oder nichtinvasive Beatmungsverfahren, kinetische Lagerungstherapie, Bronchoskopien, perkutane Dilatationstracheotomien, erweitertes hämodynamisches Monitoring mittels Pulmonalarterienkatheter oder Pulskonturanalyse, Abdomensonographie, Echokardiographie, Nierenersatzverfahren, epidurale und intraventrikuläre Hirndurckmessung, BIS-Monitoring, intraaortale Ballongegenpulsation, sowie in seltenen Fällen auch die extrakorporale Membranoxygenierung. -
Schmerztherapie
Therapie akuter Schmerzen
Zur Akutschmerztherapie postoperativer Patienten werden neben der systemischen Gabe zentral und peripher wirksamer Analgetika auch viele Regionalanästhesieverfahren (Single-Shot Techniken und Katheterverfahren) eingesetzt.
Weiterhin stehen Pumpen zur Patientenkontrolliertenintravenösen-Analgesie (PCA) oder Patientenkontrolliertenrückenmarksnahen-Analgesie (PCRA) zur Verfügung, mit denen Patienten bedarfsgerecht vorgegebene Medikamentendosierungen abrufen können. Im Rahmen der Geburtshilfe wird von der Anästhesie-Abteilung zur Linderung des Geburtsschmerzes die Periduralanästhesie angeboten.
Therapie chronischer Schmerzen
Seit 1986 besteht eine Schmerzambulanz für Patienten mit chronischen Schmerzen. Behandlungsschwerpunkte sind chronische Kopfschmerzen, Tumorschmerzen, Nervenschmerzen, CRPS (Complex Regional Pain Syndrome), Phantomschmerzen und Rückenschmerzen bei Wirbelsäulenleiden. Die Patienten werden allumfänglich leitliniengerecht multimodal schmerztherapeutisch behandelt. Die Behandlung erfolgt entweder ambulant oder teilstationär. -
Notfallmedizin
Klinische Notfallmedizin
Bei lebensbedrohlichen Notfällen innerhalb des Klinikums wird der Reanimationsdienst, bestehend aus Anästhesist und Anästhesiepflegekraft über eine spez. Notrufnummer alarmiert. Dieser Dienst ist rund um die Uhr einsatzbereit. Das Team wird regelmäßig geschult (Megacode Training), sodass klinikintern bei jedem vitalen Notfall rasch optimale Hilfe geleistet werden kann.
Präklinische Notfallmedizin
Die Durchführung von Wiederbelebungsmaßnahmen und die Aufrechterhaltung der lebenswichtigen Funktionen von Patienten und Unfallopfern ist Kernkompetenz der Anästhesiologie. Die Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin ist wesentlich beteiligt am Betrieb des Notarztstandorts Passau. Bodengebunden werden von den Mitarbeitern der Abteilung jährlich im Rendevous-System mit Rettungswagen (RTW) und Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) ca. 1.000 mal Patienten nach Unfällen bzw. neurologischen oder internistischen Erkrankungen im Stadtgebiet und Landkreis Passau versorgt. 2 Anästhesisten besitzen die Qualifikation "Leitender Notarzt".
Am 23. Juli 2002 wurde in Suben, ca. 18 km südlich von Passau der Rettungshubschrauber "Chris- tophorus Europa 3" stationiert. Mit diesem Projekt haben die beiden Betreiber, ADAC und ÖAMTC ein europaweit einzigartiges Projekt geschaffen: Grenzüberschreitend arbeiten beide Organisationen effizient, zielführend und ohne Berührungsängste zusammen. In den Sommermonaten fliegt eine ÖAMTC-Maschine, in den Wintermonaten ein Hubschrauber des ADAC, wobei die Piloten von der jeweiligen Organisation gestellt werden.
Die zehn Rettungsassistenten kommen jeweils zur Hälfte aus Bayern und Oberösterreich. Fünf der 14 Hubschraubernotärzte sind Mitarbeiter der Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin des Klinikums Passau. -
OP - Management
In Zeiten knapper werdender Mittel im Gesundheitswesen sind die Krankenhäuser angehalten, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln und Ressourcen gut zu wirtschaften. 1999 erarbeitete daher eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe ein sogenanntes OP-Statut, das als Organisationsrichtlinie im Klinikum für die operativen Arbeitsprozesse und zur Regelung der Zusammenarbeit der beteiligten Abteilungen und Berufsgruppen dient.
Ziel ist, die Betriebsabläufe zu optimieren, die Operationsdisziplin zu erhöhen, die innerbetriebliche Kommunikation und eine reibungslose interdisziplinäre Zusammenarbeit zu gewährleisten und elektive Operationen so zu planen, dass Überstunden möglichst vermieden werden. Mit dem OP-Management wurde die Klinik für Anästhesie und Operative Intensivmedizin beauftragt. Der aufsichtsführende Anästhesieoberarzt im Operationsbereich übernimmt die Aufgaben eines OP-Organisators. Er entscheidet in enger Zusammenarbeit mit der Leitung des OP-Pflegedienstes, des Anästhesie-Pflegedienstes sowie den leitenden Ärzten der einzelnen operativen Disziplinen.Die Aufgaben des OP-Organisators sind wie folgt definiert:
- Prüfung der eingereichten OP-Saalpläne
- Anforderungen mit personellen, zeitlichen und technischen Ressourcen abzugleichen
- Festlegung des definitiven OP-Programms in allen Sälen
- Einplanung der Notfälle im Regeldienst
- Verlängerung von OP-Zeiten
- Verlegung oder Absetzung von Operationen
- Nutzung oder Umverteilung von freien Kapazitäten
- Entscheidung über Saalschließungen
- Regelmäßige Besprechungen mit Direktion, Operateuren und Pflegedienst