Hausärzte aus der Region waren zum Impfzirkel, organisiert von Dr. Achim Spechter (2.v.l.) mit Zeckenforscher Prof. Dr. Gerhard Dobler, Dr. Georg Meyer und Privatdozent Dr. Martin Arnold (v.l.) geladen. Foto: Klinikum
Hausärzte sind zentrale Anlaufstelle für Impfungen und sehen Zeckenbisse, die Probleme machen, meist als erste: Ihnen hat Zeckenforscher Prof. Dr. Gerhard Dobler beim 3. Passauer Impfzirkel den neuesten Stand der Forschung in Sachen Zecken und FSME vorgestellt und dabei mit einigen Mythen aufgeräumt. Organisiert wurde die Fortbildung vom Hausarztkreis Passau/Freyung-Grafenau unter der Leitung von Dr. Achim Spechter.
Gefühlt, so Prof. Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr München, gebe es immer mehr Zecken. Das – und auch die Annahme, dass immer mehr der Tierchen das FSME-Virus in sich tragen -, sei aber in Wirklichkeit nicht der Fall. Dobler präsentierte die Ergebnisse einer aktuellen Studie, bei der Blutproben aus der Region untersucht wurden. „Passau hat hier einen effizienten Beitrag dazu geleistet, dass wir verstehen, was da vor sich geht“, so der Zeckenforscher. Denn die Zahl der FSME-Fälle nimmt drastisch zu. Deutschlandweit hätten sich die Zahlen in den vergangenen acht Jahren verdoppelt, Niederbayern zählte im Vorjahr 55 Infektionen, auffällig viele davon in den Landkreisen Passau, Freyung-Grafenau und Regen. Warum die Region ein derartiger Hotspot für das Virus ist, warum überhaupt 85 Prozent der bundesweiten FSME-Fälle in Süddeutschland auftreten und warum die Zahlen jährlich stark schwanken, wisse man noch nicht.
Die gute Nachricht aus der Studie: In unserer Region sind offenbar mehr Menschen gegen FSME geimpft als angenommen. Rund 80 Prozent der Blutproben, erklärte Dobler, enthalten Antikörper durch Impfung. Unter den nicht Geimpften jedoch habe sich rund jeder Sechste in den letzten Jahren irgendwann mit FSME infiziert – wobei freilich nicht jeder gefährlich daran erkranke. „Diese hohe Rate hätten wir nicht erwartet“, so der Zeckenforscher. Seine Botschaft an die Hausärzte: Die Impfung und Auffrischung weiter anzuregen sei in unserer Hotspot-Region unbedingt sinnvoll, denn „wir sehen eindeutig das erhöhte Risiko“.
Privatdozent Dr. Martin Arnold, Chefarzt der Kardiologie am Klinikum, berichtete zum Zusammenhang zwischen Virusinfektionen und Herzerkrankungen, der durch während der Pandemie durch die Medien gegangenen Herzmuskelentzündungen augenscheinlich geworden sei, und stellte die medikamentöse Therapie vor, wenn die Pumpfunktion des Herzens geschwächt ist. Dr. Georg Meyer, Fachmann für Reisemedizin aus Deggendorf, fasste unter anderem aktuelle Erkenntnisse zur HPV-Impfung und zu Tropenerkrankungen wie der Japanischen Enzephalitis oder des Denguefiebers zusammen: Denguefieber sei inzwischen auch in Deutschland mit etwa 1200 Fällen pro Jahr angekommen.