Jährlich erleiden in Deutschland mehr als 250 000 Menschen einen akuten Schlaganfall. Damit ist der Schlaganfall eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen, auch im Klinikum Passau. Gerade in der Altersgruppe der unter 70-jährigen ist ein relativer Anstieg zu verzeichnen, wie die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) vor kurzem betont hat.
In der Mehrzahl der Fälle liegt einem Schlaganfall eine Durchblutungsstörung des Gehirns durch einen akuten Gefäßverschluss zu Grunde. Seltener handelt es sich um eine Einblutung in das Gehirngewebe aus einem geplatzten Gefäß (Gehirnblutung, „blutiger“ Schlaganfall). In beiden Fällen sind akut, also „schlagartig“ auftretende neurologische Ausfallsymptome die Folge. Hierzu zählen zum Beispiel eine halbseitige Lähmung, das Hängen des Mundwinkels auf einer Seite und/oder eine Sprachstörung. „Dann zählt jede Minute, um die Schädigung des betroffenen Gehirn-Areals möglichst gering zu halten“, sagt Prof. Tobias Freilinger, Chefarzt der Neurologie am Klinikum Passau. In diesen Fällen soll unverzüglich der Rettungsdienst unter 112 gerufen werden, damit der Betroffene auf eine Schlaganfallspezialstation gebracht wird. Diese Spezialstationen heißen „Stroke unit“.
Das Klinikum Passau verfügt über eine überregionale „Stroke unit“, die von der Europäischen Schlaganfallgesellschaft zudem als „Stroke Centre“ zertifiziert ist. Hier werden Patienten rund um die Uhr an einem Monitor überwacht und von einem speziell geschulten Team von Ärzten, Pflegekräften und anderen Berufsgruppen betreut.
Für ausgewählte Betroffene ist es mittlerweile möglich, akute Gefäßverschlüsse wieder zu öffnen: entweder mittels einer Gerinnsel-auflösenden Medikamenten-Behandlung, der sogenannten Lyse-Therapie und/oder mechanisch mit einem Katheterverfahren. Diese sogenannte mechanische Thrombektomie erfolgt über eine Zusammenarbeit der Abteilung mit der Interventionellen Neuroradiologie unter Federführung von Chefärztin Dr. Wiebke Kurre.
„Auch wenn sich die Symptome eines Schlaganfalls innerhalb kurzer Zeit selbstständig wieder vollständig zurückbilden, sollten diese Patienten unbedingt auf einer Stroke unit untersucht und behandelt werden“, betont Freilinger. Bei diesen vorübergehenden Durchblutungsstörungen des Gehirns spricht man von einer sogenannten TIA (Abkürzung für Transitorisch Ischämische Attacke). Patienten mit einer TIA benötigen die gleiche Akutbehandlung, Überwachung, Untersuchung und medikamentöse Behandlung wie Schlaganfallpatienten. „Ansonsten droht je nach Ursache ein hohes Risiko, dass es kurzfristig zu einem ,echten´ Schlaganfall mit dann bleibenden Ausfallsymptomen kommt“, so Freilinger. Auch die Stiftung Deutsche Schlaganfallhilfe legt in diesem Jahr den Fokus des Weltschlaganfalltags auf die TIA unter dem Motto „Symptome verschwinden – Ursachen nicht!“. ez