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Hybrid-OP: Ein Riesengewinn für Ärzte und Patienten

Klinikum Passau investiert 7 Millionen Euro in Hightech-Anlage – Diese ermöglicht große Bandbreite modernster OP-Verfahren

Visite im Hybrid-OP: Dr. Till Proschek (v.l.), Dr. Wiebke Kurre, Prof. Matthias Wettstein, Prof. Parwis Massoudy, Prof. Dietmar Elsner und OP-Leiter Helmut Edlbauer. (Foto: Klinikum Passau).

Es war ein Mammutprojekt. Mehr als zwei Jahre lang dauerte der Umbau des OPs und Einbau eines sogenannten Hybrid-OPs am Klinikum Passau. Nun ist er nicht mehr wegzudenken, denn diese Hightech-Anlage bringt für alle Beteiligten große Vorteile: Den Ärzten steht eine große Bandbreite modernster Operations-Verfahren offen, womit sie Patienten schonender und präziser behandeln können.

Mit 80 Quadratmetern ist der Tausendsassa unter den OP-Sälen nun auch der größte am Klinikum Passau. Rund 1,2 Millionen Euro kostete die medizinische Kern-Anlage, mehr als 7 Millionen Euro die Gesamtmaßnahme. Werkleiter Stefan Nowack und Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Matthias Wettstein sind sich einig, dass dies eine bedeutende Investition in die Zukunft des Hauses war. „Nun haben wir einen der modernsten Hybrid-OPs in ganz Deutschland. Er ist auf dem aktuellsten Stand der Technik.“

Neben einem flexiblen OP-Tisch ist die Angiografie-Anlage das Herzstück des Hybrid-OPs. Diese liefert brillante, zwei- und dreidimensionale Aufnahmen von Herz und Gefäßen, die unter anderem für minimalinvasive Eingriffe am Kreislaufsystem notwendig sind. Durch die Vernetzung von OP-Geräten und modernster Bildgebung können die Ärzte an einem Ort gleichzeitig diagnostizieren und therapieren.  Diese Kombination kommt den Patienten in vielerlei Hinsicht zugute, nicht nur, weil sie ihnen zusätzliche Untersuchungen erspart. So kann die Angiografie-Anlage nach Bedarf um den Patienten herum positioniert werden, ohne dass dieser bewegt oder umgelagert werden muss. Durch den Einsatz der neuen Technik verringert sich zudem die Menge an benötigtem Kontrastmittel. Sämtliche Eingriffe werden mit wesentlich niedrigerer Strahlendosis gegenüber einer üblichen OP-Anlage durchgeführt.

Der Hybrid-OP ging bereits Anfang des Jahres in Betrieb. In der Hochphase der Corona-Pandemie mussten damals jedoch viele Eingriffe und Operationen verschoben werden. Mittlerweile läuft er von früh bis spät. Am häufigsten genutzt wird er von den Fachrichtungen Radiologie, Gefäßchirurgie, Kardiologie und Herzchirurgie. „Für uns ist es ein großer Fortschritt, minimalinvasive Gefäßeingriffe gemeinsam mit der Klinik für Gefäßchirurgie und Herzchirurgie in einem modernen Operationssaal durchführen zu können“, sagt Dr. Wiebke Kurre, die Chefärztin der Radiologie.  „Die Möglichkeit, jederzeit zwischen minimal- invasiven und offenen Operationsverfahren wechseln zu können sowie die baulichen Gegebenheiten des Hybridsaals sind ein wichtiger Faktor für mehr Patientensicherheit.“ Dies unterstreicht auch Dr. Till Proschek, Leitender Arzt für Gefäßchirurgie und Endovaskuläre Chirurgie.

Auch für die Fachbereiche von Prof. Dietmar Elsner, Chefarzt der Kardiologie, und Prof. Parwis Massoudy, Chefarzt der Herzchirurgie, bietet der Hybrid-OP optimale Möglichkeiten der Zusammenarbeit, etwa bei der Durchführung der sogenannten TAVI („Transcatheter Aortic Valve Implantation“). Das ist ein Verfahren für Patienten mit kranker Herzklappe, für die eine Operation am offenen Herzen zu riskant wäre. Dabei wird mittels Katheter eine künstliche Herzklappe von der Leiste aus durch die Hauptschlagader rückwärts zum Herzen geführt. Am Ort der alten Klappe wird ein Ballon aufgeblasen, der die alte Klappe zur Seite drängt und gleichzeitig die neue einsetzt.

„Neben all der Technologie darf man eines nicht vergessen“, betont Stefan Nowack: „Der Hybrid-OP läuft nur mit den Spezialisten, die ihr Handwerk beherrschen. Und da sind wir am Klinikum hervorragend aufgestellt“. Dies gelte nicht nur für das Know-How der Ärzte, sondern auch für OP-Techniker und das speziell geschulte Pflegepersonal.

Eine große Herausforderung war es, den Hybrid-OP bei laufendem Betrieb zu installieren und unter strengsten Hygienemaßnahmen zu verwirklichen. Neben dem Einbau der Anlage wurden auch Vorarbeiten für die OP-Sanierung durchgeführt, die in den nächsten Jahren ansteht.

 

Fakten zum Hybrid-OP

Ein Hybrid-OP verbindet die Medizin-Geräte eines OP-Saals mit modernsten Möglichkeiten der Herz- und Gefäßbildgebung unter einem Dach. Dadurch können hier Chirurgen eng mit Radiologen oder Kardiologen zusammenarbeiten. Neben offenen Operationen werden im Hybrid-OP in erster Linie minimalinvasive Eingriffe am Herz- und Gefäßsystem durchgeführt. Minimalinvasiv bedeutet, dass nur kleine Schnitte am Körper des Patienten nötig sind, über die feinste Katheter und Implantate in den Körper eingeführt werden. Dank der hochaufgelösten Bildgebung bekommt der Operateur detaillierte Einblicke in den Körper und kann seine Instrumente genauestens steuern. Zu den häufigsten Eingriffen, die im Hybrid-OP durchgeführt werden, gehören unter anderem das Öffnen verschlossener Schlagadern sowie Stent-Implantationen zum Beispiel bei Bauch- und Brustschlagaderaneurysmen und die minimalinvasive Herzklappenimplantation.

Die Angiographie-Anlage des Hybrid-OPs macht zwei- und dreidimensionale Aufnahmen von Gefäßen in höchster Präzision auch während eines Eingriffs. Bislang konnten Aufnahmen in vergleichbarer Qualität nur vor der Operation außerhalb des OP-Bereichs erstellt werden. Auf großen Monitoren können die Ärzte sowohl aktuelle Bilder als auch Aufnahmen, die vor der OP gemacht wurden, ansehen und miteinander kombinieren. Wenn es nötig ist, können die Chirurgen zu jedem Zeitpunkt vom minimalinvasiven zum offenen Operationsverfahren wechseln oder auch beide Verfahren direkt miteinander verbinden.

Elke Zanner