Quereinsteiger in die Pflege: Florin Horvath und Marina Hellmann. Foto: Klinikum
Eine dieser Quereinsteigerinnen ist Marina Hellmann. Sie ist 44 Jahre alt, kommt aus Kasachstan und hat dort ein Musikstudium abgeschlossen. Seit 2018 lebt sie in Deutschland. In zwei Jahren wird sie fertig ausgebildete Pflegefachkraft sein. Und sie kann sich gut vorstellen, am Klinikum Passau zu bleiben. „Es ist kreativ, interessant und ich arbeite gerne mit Menschen und Medizin“, sagt sie über ihre Ausbildung. Es hat sich herausgestellt, dass gerade der Frühjahrs-Kurs oft stark mit Quereinsteigern besetzt ist, so Schulleiterin Silvia Heininger, während sich die „Jungen“ wegen der üblichen Schulabschlusstermine im Sommer meist für den September-Kurs entscheiden.
Zu den „Spätberufenen“ gehört auch Florin Horvath: Seit 15 Jahren arbeitet der gebürtige Rumäne, der dort Mitglied des Heers war, am Klinikum. Er war im Reinigungsdienst, bis ihn die Pflege reizte. Nach einem sechswöchigen Kurs bei den Maltesern wurde der 49-jährige Pflegehelfer in der Zentralen Notaufnahme - doch Florin wollte sich noch weiter hocharbeiten. Das erste Jahr Ausbildung zur Pflegefachkraft hat er wie Marina Hellmann hinter sich und sagt: „Die Verantwortung ist viel höher und die Tätigkeiten sind nochmal andere.“ Für Marina und Florin geht es im zweiten Ausbildungsjahr mit Stationen in der Kinderklinik und im psychiatrischen Bereich weiter. Sie gehen motiviert die nächsten Schritte in Richtung Examen.
Dass sich Florin Horvath, der zwei Kinder hat, die Ausbildung leisten kann, macht eine Förderung per Bildungsgutschein der Agentur für Arbeit möglich. An der Schule, die bei bürokratischen Anforderungen tatkräftig unterstützt, schätzt man die Quereinsteiger sehr: „Man hat das Gefühl, dass sie es wirklich wollen“, findet Silvia Heininger, „und sie sind bereit, viel dafür zu tun, dass es funktioniert.“ Die Abbrecherquote sei unter den „Spätberufenen“ geringer. „Es ist ein Beziehungs- und Berührungsberuf“, sagt stellvertretender Schulleiter Markus Feilhuber. „Wir arbeiten in Teams, deswegen braucht es alle Charaktertypen.“ Empathiefähigkeit und auch persönliche Reife seien aber entscheidend. Gern gesehen ist es, wenn Bewerberinnen und Bewerber bereits irgendwie in die Pflege hineingeschnuppert haben.
Der Kursbeginn im April ist in der Region nur an der Pflegeschule in Passau möglich. Eine Besonderheit ist hier außerdem das „problembasierte Lernen“, eine eigene Unterrichtsmethode, durch welche die Auszubildenden an Lehrfällen direkt lösungsorientiertes Arbeiten und Strategien kennenlernen. Pro Kalenderjahr schließen etwa 70 Frauen und Männer in Passau als Pflegefachkräfte ab. Wenn sich nicht gerade während der Ausbildung herausstellt, dass die Pflege doch nicht das Richtige ist, kann jede und jeder von ihnen danach am Klinikum bleiben.
Voraussetzung für die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft ist Mittlere Reife oder eine abgeschlossene Berufsausbildung. Pflegefachpersonen, wie Krankenschwestern und -pfleger richtig bezeichnet werden, sind Experten für die Planung, Durchführung und Evaluation der Pflege. Die Ausbildungsvergütung beginnt im ersten Jahr bei rund 1300 Euro. Pflegefachhelferinnen und -helfer hingegen sind nach einjähriger Ausbildung - sie beginnt in Passau immer im September - vor allem für die Grundpflege und vorsorgliche Pflegemaßnahmen zuständig. In der Ausbildung verdienen sie gut 1200 Euro. Sprachlich sind für beide Ausbildungswege hinreichende Deutschkenntnisse vergleichbar mit dem B2-Niveau Pflicht. Wer will, kann mit Lehrkräften der Fachschule weiter an den eigenen Sprachkenntnissen arbeiten. Absolventen beider Ausbildungswege können in Krankenhäusern, der Altenpflege, im psychiatrischen Bereich oder der ambulanten Pflege arbeiten.