Das Klinikum Passau hat einen neuen Chefarzt für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin: Seit einigen Wochen leitet Privatdozent Dr. Thorsten Smul die Abteilung. Dafür kehrte der 46-Jährige dem Universitätsklinikum Würzburg nach vielen Jahren und zahlreichen Karriereschritten den Rücken. An der Spitze der Abteilung löste Thorsten Smul damit Leitenden Oberarzt Dr. Martin Dohrmann ab, der diese über ein Jahr lang kommissarisch führte.
Die Führungsrolle in Passau interessierte den gebürtigen Bayreuther auf Anhieb. „Das Klinikum steht für ein breites Spektrum der modernen Hochleistungsmedizin. Es gibt nur wenige Spezialfälle, die hier nicht behandelt werden“, begründet Thorsten Smul seine Bewerbung, mit der er das Klinikum durchwegs überzeugte. Mit Thorsten Smul fiel die Wahl auf einen Arzt mit großer Erfahrung und weitreichender Qualifikation. Seine Schwerpunkte liegen in der Versorgung von Hochrisikopatienten zur Bauch- und Herzchirurgie, Traumatologie sowie der Notfallmedizin. Vor seinem Wechsel nach Passau übte Thorsten Smul eine Reihe verantwortungsvoller Funktionen am Universitätsklinikum Würzburg aus. Zuletzt war er Personaloberarzt der Würzburger Anästhesiologie mit rund 120 Mitarbeitern und anästhesiologischer Leiter des Lebertransplantationsprogramms, das er seit 2011 mitaufbaute. Seine Expertise brachte ihm 2014 ein Angebot aus den USA ein: Drei Jahre war er als Oberarzt und Professor (Health Sciences) an der Klinik für Anästhesie und perioperative Medizin der University of California in San Francisco (UCSF) tätig.
Durch seine Arbeit an mehreren akademischen und renommierten Einrichtungen fühlt sich Thorsten Smul bestens gerüstet für die Aufgaben des Chefarztes am Klinikum Passau. Hier sieht sein Tagesablauf in der Regel so aus: Nach der morgendlichen Teambesprechung und der Visite auf den Intensivstationen verbringt er die folgenden Stunden im OP. „Als Anästhesisten führen wir die Narkosen durch, damit chirurgische Eingriffe schmerzfrei gemacht werden können. Dabei überwachen wir ununterbrochen die Körperfunktionen der Patienten wie Bewusstsein, Atmung, das Herz und den Kreislauf.“ Nachmittags konzentriert sich Thorsten Smul auf die Organisation seiner Abteilung und sieht erneut nach den Patienten. Denn mithilfe moderner Technologie betreuen die Anästhesisten des Klinikums Patienten rund um eine Operation in der sogenannten „perioperativen“ Phase: Das heißt vor, während und nach chirurgischen Eingriffen unter Narkose in mehr als 12 Operationssälen, im Aufwachraum und auf den Intensivstationen.
Auf dem Fachgebiet der Anästhesiologie hat der technische Fortschritt in den letzten Jahrzehnten enorme Verbesserungen der Patientensicherheit ermöglicht. Durch neue Verfahren können selbst Patienten mit ernsten Vorerkrankungen sicher versorgt werden. „Im Mittelpunkt steht für uns jedoch das Wohl und die Würde des Patienten. Das ist die große Verantwortung an die moderne Intensivmedizin“, beschreibt Thorsten Smul den Anspruch an sich und seine Mitarbeiter. „Unsere Arbeit erfordert höchste medizinische Kompetenz, aber auch viel menschliches Fingerspitzengefühl, um unseren Patienten und deren Familien in einer schwierigen Zeit beizustehen. Das geht nur im Team“, sagt Smul. Der Chefarzt zählt auf seine neue Mannschaft, die aus rund 55 Kolleginnen und Kollegen besteht: „Ich bin hier mit offenen Armen empfangen worden“, freut sich Smul über die Zusammenarbeit mit einem motivierten und kompetenten Team. Gemeinsam mit den Kollegen will er die Abteilung weiterentwickeln, denn auch die Anforderungen an sein Fachgebiet sind im Wandel. „Viele Patienten kommen bereits mit mehreren Vorerkrankungen in die Kliniken“, sagt Thorsten Smul. Jeder von ihnen brauche eine individuelle Versorgung und ein optimal abgestimmtes Behandlungskonzept zwischen Chirurgie und Anästhesie, um schnellstmöglich wieder gesund zu werden.
Die Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin nimmt eine Schlüsselrolle im Klinikum ein, von den Anästhesisten verlangt sie hohen persönlichen Einsatz und ein robustes Nervenkostüm. Man möchte meinen, dass Thorsten Smul in seiner Freizeit deshalb ein Bedürfnis nach Ruhe hat, doch so ist es nicht. Privat ist er häufig als Notarzt im Einsatz. „Die Intensivmedizin ist nun mal meine Leidenschaft“, sagt Smul.
Liebe auf den ersten Blick war für den Anästhesisten die Innstadt, wo er nun zuhause ist. Auf dem Weg zur Arbeit hat er täglich die schöne Altstadtkulisse im Blick, am Kirchenplatz trinkt er gerne einen Espresso. Zu seinen Lieblingsplätzen gehört der „Fünferlsteg“. „Das ist nun unsere kleine Golden Gate Bridge“, meint Thorsten Smul lachend. Die Vorzüge der quirligen Stadt machten es ihm leicht, um rasch in Passau anzukommen. Seine Frau, die Tochter (10) und der Sohn (13) werden nach den Sommerferien hier her ziehen. „Ich lebe gerne im schönen Passau“, sagt Thorsten Smul. Sein Team und seine Abteilung in die Zukunft zu führen, sieht der neue Chefarzt als Lebensaufgabe.
Vita
Thorsten Smul wurde in Bayreuth geboren. Nach Abitur und Zivildienst beim BRK-Rettungsdienst absolvierte er an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg von 1995 bis 2001 sein Medizinstudium und machte im Anschluss die Weiterbildung zum Facharzt für Anästhesiologie. Am Universitätsklinikum Würzburg wurde er Funktionsoberarzt mit den Schwerpunkten Allgemein- und Kinderchirurgie sowie Herz- und Thoraxchirurgie. Von 2011 bis 2014 übernahm er die wissenschaftliche und anästhesiologische Leitung des Lebertransplantationsprogramms. 2012 bis 2014 war er Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie. Es folgten drei Jahre als klinischer Oberarzt und Professor an der Universität von Kalifornien in San Francisco (UCSF). 2017 habilitierte Thorsten Smul, seither besitzt er die Lehrberechtigung für das Fach Anästhesiologie an der Julius-Maximilians-Universität. Vor seinem Wechsel nach Passau war er Personaloberarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universität Würzburg. Seit 2006 ist er aktiver Notarzt. Privat geht Thorsten Smul gerne zum Wandern ins Gebirge, er interessiert sich für Kommunikationswissenschaften und die Philosophen des frühen 20. Jahrhunderts.
Elke Zanner