Es ist ein erster Schritt in Richtung Normalität: Das Klinikum Passau fährt die medizinische Versorgung vorsichtig hoch und bietet wieder dringliche Behandlungen an. „Dies wird jedoch ein längerer Prozess“, sagt Werkleiter Stefan Nowack, denn bis 15. Mai gilt noch die Allgemeinverfügung der Bayerischen Staatsregierung für alle Krankenhäuser im Freistaat. Diese besagt, dass Krankenhäuser soweit medizinisch vertretbar alle planbaren Behandlungen bis auf Weiteres zurückstellen müssen.
Rund sieben Wochen lang befindet sich auch das Klinikum Passau nun schon im Ausnahmezustand. Der Allgemeinbetrieb wurde stark heruntergefahren, mit dem Fokus auf Corona wurde das Haus dahingehend umstrukturiert, um Covid-19-Patienten optimal versorgen zu können. Notfallpatienten wurden zu jeder Zeit wie gewohnt behandelt. „Viele Abteilungen haben wir jedoch auf Notbetrieb umgestellt, viele Mitarbeiter vorübergehend freigestellt“, sagt Nowack. „Wir hatten eine hohe Anzahl an Infektionen in der Belegschaft befürchtet. Dies hat sich zum Glück nicht bestätigt“, ist der Werkleiter froh. Seit Beginn der Pandemie wurden 28 Mitarbeiter positiv auf Corona getestet. „Unserer Einschätzung nach haben sich diese nicht in der Arbeit angesteckt“, glaubt Nowack. Ein Großteil dieser Mitarbeiter ist bereits wieder genesen und im Dienst.
Auch bei den Covid-19-Patienten blieb die befürchtete große Welle bislang aus. „Wir sind froh über die momentane Lage“, sagt Dr. Gregor Stolz, der Chefarzt der Zentralen Notaufnahme (ZNA). „Dennoch bewegen wir uns noch immer in der Phase der Unsicherheit, wie es die nächsten Wochen und Monaten werden wird. Deshalb müssen wir die Entwicklung der Infektionszahlen weiter fest im Blick haben.“ Das Klinikum hatte sich sehr frühzeitig auf die Versorgung von Corona-Patienten eingestellt und extra zwei Fieberstationen sowie eine Intensivstationen allein für Covid-19-Erkrankte eingerichtet. Zudem gibt es die Fieberambulanz als Anlaufstelle für Patienten mit Grippesymptomen, die auf eine Corona-Infektion hindeuten können. In all diesen Bereichen können Corona-Infizierte und Verdachtsfälle gut behandelt werden. Nun werden schrittweise aber auch wieder jene Patienten versorgt, deren dringliche Behandlung in den vergangenen Wochen verschoben wurde. Doch das ist nur unter größten Sicherheitsvorkehrungen möglich. „Das Wichtigste ist, dass wir unter diesen Patienten mögliche Corona-Infizierte frühzeitig erkennen und herausfiltern“, sagt Stolz.
Zwei Maßnahmen sollen dabei helfen:
- Alle Patienten, die stationär oder ambulant aufgenommen werden, erhalten aller Möglichkeit nach ein bis zwei Tage davor einen Anruf der zuständigen Fachabteilung. Im Rahmen dieser Telefoninterviews wird ihr aktueller Gesundheitszustand abgefragt, auch ob sie Fieber oder Husten haben.
- Die Corona-Checkpoints am Klinikum wurden auf vier Stationen ausgeweitet. An diesen wird jeder Patient, der das Klinikum durch den Haupteingang oder bei der Rettungsdiensteinfahrt am Rückgebäude betritt, auf Corona untersucht. Gemessen werden Temperatur, Sauerstoffsättigung und Atemfrequenz. Jeder Patient wird nach allgemeinen Krankheitsgefühlen, nach Husten und Fieber sowie nach Kontakten zu positiv getesteten Corona-Infizierten gefragt. Bei Auffälligkeiten wird sofort ein Arzt hinzugezogen und eine weitere Diagnostik durchgeführt, insbesondere eine Corona-PCR veranlasst. Bis das Ergebnis vorliegt, kommen diese Patienten in den Corona-Überwachungsbereich. Erst wenn sicher ist, dass keine Infektion vorliegt, können sie mit einem „Passierschein“ und Mund-Nasen-Schutz die entsprechende Fachabteilung im Haus ansteuern.
Mit diesen Maßnahmen können laut Stolz zusätzliche Corona-Infizierte entdeckt werden: „Das ist sowohl für unsere Patienten als auch für die Mitarbeiter sehr wichtig, damit wir das Haus von neuen Infektionen freihalten.“ Die Patienten nehmen diesen besonderen Empfangs-Service sehr positiv auf und lassen sich bereitwillig untersuchen. Auch an der Security, die rund um die Uhr an den Eingängen steht, störe sich keiner. „Für dieses Verständnis sind wir sehr dankbar“, sagt Gregor Stolz. Werkleiter Nowack vergleicht das Prozedere an den Test-Stationen mit den Sicherheitskontrollen für Fluggäste: „Es ist wie das Einchecken am Flughafen, das für jeden Passagier selbstverständlich ist.“
Elke Zanner