Rund 45 000 Notfallpatienten werden jedes Jahr am Klinikum Passau behandelt - an 365 Tagen, rund um die Uhr. Als Krankenhaus mit der höchstmöglichen Notfallversorgungsstufe 3 erfüllt das Klinikum diesen Auftrag schon seit vielen Jahren, da alle Voraussetzungen wie hochkarätige Medizin-Ausstattung und ärztliches Knowhow aller relevanten Fachbereiche gegeben sind. Seit 2019 wurde diese wichtige Schnittstelle jedoch schrittweise umstrukturiert und umgebaut. Ziel war die Schaffung einer „Zentralen Notaufnahme“ - kurz ZNA. Damit können Notfallpatienten aller Fachrichtungen nun an einem Ort versorgt werden.
Auf rund 1500 Quadratmetern Fläche entstand an der Rückseite des Klinikgebäudes eine hochmoderne Abteilung. Es gibt 20 Akutbehandlungsplätze, im Schockraum können zwei schwerstverletzte Patienten gleichzeitig behandelt werden. Von der Medizintechnik über die IT-Software bis hin zu den Überwachungsmonitoren ist alles auf höchstem Niveau. „Die Notaufnahme ist nun die Visitenkarte des Klinikums Passau“, sagt Werkleiter Stefan Nowack und erläutert die Notwendigkeit des Projekts: „Wir wollten eine gemeinsame Notaufnahme.“ Über viele Jahre liefen zwei Notaufnahmen Tür an Tür parallel: eine für internistische und eine für chirurgische Patientin. Der Umbau führte beide Bereiche zusammen. Jetzt hat jeder Notfallpatient nur noch eine zentrale Anlaufstelle. Die Anmeldung ist rund um die Uhr besetzt. „Damit wollen wir die Abläufe für die Patienten effektiver machen und auch Wartezeiten verkürzen“, sagt Nowack.
Die räumliche Zusammenführung des Notfallbetriebs beschreibt der Werkleiter als Schlusspunkt einer längeren Entwicklung, die auch eine organisatorische und personelle Neuausrichtung beinhaltete. Dazu gehörte die Einstellung von Dr. Gregor Stolz als Chefarzt der ZNA im Jahr 2019. In seiner Abteilung sind rund 70 Ärzte und Pflegekräfte im Einsatz. „Sie sind hochmotiviert und auch in stressigen Zeiten sehr belastbar“, sagt Stolz. Neben dem Kernteam aus internistischen und chirurgischen Oberärzten sind in der ZNA auch durchgehend Ärzte aller medizinischen Fachrichtungen im Einsatz oder abrufbar. So wird zum Beispiel ein neurologischer Notfallpatient - etwa mit Schlaganfall - immer von einem Arzt der Neurologie behandelt. „Die enge Zusammenarbeit aller Fachabteilungen ist ein großes Plus. Denn so können wir rasch Diagnosen stellen und die nötigen Therapien einleiten“, sagt Stolz. Wie die ZNA nun aufgestellt ist, macht den Chefarzt „glücklich und sehr dankbar“: „Hier können wir prima arbeiten.“
Die Notaufnahme ist auch für viele Pflegekräfte ein spannender Bereich, weiß stellvertretende Pflegedirektorin Manuela Sonnleitner. Wer sich für die ZNA entscheidet, braucht jedoch ein starkes Nervenkostüm und muss gut mit emotionalen Belastungen klarkommen, denn hier werden die Mitarbeiter auch mit Schwerstverletzten konfrontiert. Besondere Verantwortung tragen auch jene Pflegeprofis, die für die Ersteinschätzung der Notfallpatienten zuständig sind, denn nicht immer zeigt sich die Dramatik einer Erkrankung auf den ersten Blick. Ein Großteil von ihnen hat deshalb die Zusatzausbildung „Notfallpflege“ absolviert. Dabei lernen sie, auf welche Signale sie achten müssen, um beurteilen zu können, welcher Patient sofort Hilfe braucht und welche Behandlung warten kann. Für Notfall-Patienten, die nicht wieder nach Hause gehen können oder gleich auf eine Fachabteilung verlegt werden, stehen in der ZNA nun auch eine Kurzlieger-Station, eine „Chest-Pain-Unit“ für Patienten mit akuten Brustschmerzen sowie ein Isolierbereich zum Beispiel für Covid-19-Patienten zur Verfügung.<s> </s>
Der Umbau der Zentralen Notaufnahme im laufenden Betrieb war eine Mammutaufgabe und dauerte mehr als drei Jahre. Dazu gehörte auch die Erweiterung der Zufahrt für die Rettungsfahrzeuge, die am Anfang stand. Für die Umsetzung des Sonderprojekts war neben der Bauabteilung des Hauses federführend Peter Auer zuständig, der langjährige Pflegedirektor des Klinikums a.D.. Im Zuge dieses Projekts wurde auch das Leitsystem verbessert. Besucher, die vom Haupteingang in die ZNA müssen, folgen über die Magistrale nun den roten LED-Punkten auf dem Boden und gelangen so rasch ans Ziel.
Im Rahmen einer Einweihungsfeier machten sich diese Woche die Mitglieder des Klinikums-Werkausschuss ein Bild von der ZNA. OB Jürgen Dupper zollte dabei den Mitarbeitern seinen Respekt. „Als fünffacher Familienvater hatte ich ein Abonnement für die Notaufnahme“, sagte Dupper. Wie souverän das Team hier selbst bei größtem Stress arbeitet, habe ich ihn immer aufs Neue beeindruckt.
Die Klinikpfarrer Josef Gerl, Stephan Schmoll und Seelsorgerin Barbara Stadlberger erteilten den Räumen schließlich den Segen.
Elke Zanner