Rund 250 neue Fälle von Brustkrebs werden am Brustzentrum am Klinikum Passau derzeit jährlich behandelt: Prof. Dr. Thomas Krauß, Leiter des Brustzentrums und Chefarzt der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Zentrumskoordinatorin und Leitende Oberärztin Agnieszka Nolte und Oberärztin MuDr. Pavlina Diem führen das interdisziplinäre Team. Foto: Klinikum
Eine von acht Frauen bekommt in ihrem Leben irgendwann die Diagnose Brustkrebs. Mit den pinken Schleifen als Symbol, mit Veranstaltungen und auch in den sozialen Medien ist die Krankheit gerade im Brustkrebsmonat Oktober sehr präsent. Dennoch gibt es Wissenslücken und falsche Annahmen rund um die häufigste Tumorart bei Frauen. Agnieszka Nolte, Diplom-Medizinerin und Leitende Oberärztin des Brustzentrums am Klinikum Passau, klärt auf.
„Ich habe die Einladungen zum Mammographie-Screening zwar bekommen, aber bin nicht hingegangen, weil ich ja keine Beschwerden hatte“: Diesen Satz hört Agnieszka Nolte immer wieder – von Frauen, die dann doch einen Tumor bei sich erstastet haben. Größer und fortgeschrittener, als es mit der Früherkennung der Fall gewesen wäre. „Dabei können wir frühen Brustkrebs sehr gut in den Griff bekommen“, weiß die Spezialistin. Im günstigsten Fall sei die Diagnose auch nicht gleichbedeutend mit Chemo, sondern kann schonender behandelt werden. Derzeit werden Frauen von 50 bis 75 Jahren alle zwei Jahre zur Mammographie eingeladen. „In Zukunft wird die Altersgrenze aber auf 45 Jahre gesenkt, weil man sieht, dass Brustkrebs immer mehr junge Frauen betrifft.“
Diese jungen Betroffenen erleben die Krankheit anders als Frauen jenseits der Wechseljahre. „Junge Frauen sind oft geschockt von der Diagnose und hätten überhaupt nicht damit gerechnet, dass so etwas in ihrem Körper passieren kann“, so Nolte. Oft hätten Jüngere zudem aggressivere Krebsformen als ältere Patientinnen. Dann treffen mehrmonatige systemische Therapien, die OP und Bestrahlung auf eine ohnehin, etwa durch kleine Kinder, fordernde Lebenssituation. Unterstützung bekommen alle Patientinnen am Klinikum unter anderem durch die Psychoonkologie – spezielle Psychologinnen und Psychologen, die bei Krebs für Gespräche zur Verfügung stehen.
Dieses Angebot ist nur einer der Vorteile von Brustzentren wie jenem am Klinikum. „In einem Zentrum arbeitet ein erfahrenes Team aus verschiedenen Disziplinen zusammen“, weiß die Fachärztin. Das Zertifikat als Zentrum bekommt man nur, wenn mindestens 100 Patientinnen und Patienten – in seltenen Fällen können auch Männer betroffen sein – im Jahr behandelt werden. „In Passau haben wir im Vorjahr rund 250 Primärfälle betreut.“ Erfahrung führe nachweisbar zu höherer Qualität. Seitdem das Klinikum zudem über eine eigene Abteilung für Plastische Chirurgie verfügt, seien die Wege für Patientinnen, die nach der Entfernung des Tumors einen Brustaufbau wünschen, noch kürzer geworden.
Brustkrebs ist aber – von erblichen Erkrankungsformen abgesehen – nicht allein eine Frage des Schicksals. Das Risiko lasse sich positiv beeinflussen, sagt Nolte: durch Verzicht aufs Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum, durch Bewegung und richtige Ernährung, idealerweise mediterran. „Wichtig ist auch, Normalgewicht zu halten, und zu schauen, dass ein eventueller Typ-2-Diabetes gut eingestellt ist.“ All diese Faktoren beeinflussen nachweisbar das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken – anders als etwa Deodorants mit Aluminium, denen das oft nachgesagt werde, weiß die Expertin.
Über weitere Fakten rund um den Brustkrebs spricht Leitende Oberärztin Agnieszka Nolte im Podcast des Klinikums „Medizin am Mikro“, zu finden unter https://www.klinikum-passau.de/aktuelles-presse/podcast-medizin-am-mikro. Alle Informationen zum Brustzentrum am Klinikum gibt es unter brustzentrum-passau.de.