Biu: Beim Patiententag des Endoprothetikzentrums informierten die Besucher (v.l.) Dr. Heinz Ziegler, Leitender Arzt für Orthopädie, sowie Sebastian Zaffke, stellvertretender Leiter der Physikalischen Therapie sowie Physiotherapeut Günter Seibold. (Foto: Klinikum)
Für die Gesundheit ist Bewegung ein wahres Allzweckmittel: Ob bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bei Diabetes oder anderen Volkskrankheiten – sportliche Aktivität hilft dabei, vorzubeugen oder die bereits bestehenden Symptome zu lindern. Wie wichtig Bewegung und Sport auch bei Arthrose – ob mit oder ohne künstlichen Gelenkersatz – sind, wurde beim 10. Passauer Patiententag des Endoprothetikzentrums am Klinikum Passau im gut besuchten Hörsaal des Hauses deutlich.
Die Regelmäßigkeit der Trainingseinheiten ist entscheidend
Sport unterstützt, verbessert und erhält die Gesundheit, steigert das Wohlbefinden. Doch in der Realität bewegen sich laut Weltgesundheitsorganisation rund zwei Milliarden Menschen zu wenig, also rund ein Drittel der Weltbevölkerung – „in Deutschland ist gar fast jeder Zweite zu wenig sportlich aktiv“, erklärte Referent Dr. Heinz Ziegler, Leitender Arzt für Orthopädie und Leiter des Endoprothetikzentrums. So bequem der heutige Lebensstil mit vielen Tätigkeiten im Sitzen und Stehen, so sehr führe er zu gesundheitlichen Problemen. „Sitzen ist das neue Rauchen“ lautet ein griffiger Slogan, den Ziegler mit Zahlen untermauerte: Extremsitzer, also Menschen, die mehr als acht Stunden pro Tag sitzen, weisen ein deutlich erhöhtes Sterberisiko auf. „Zum Ausgleich“, so der Leitendende Arzt der Orthopädie, „sind mindestens fünf Stunden körperliche Betätigung pro Woche erforderlich“. Eine weitere beeindruckende Zahl: Zweieinhalb Stunden aktives Spazierengehen pro Woche verringern bei Gesunden das Diabetesrisiko um 30 Prozent. Auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt kurzes Joggen von fünf bis zehn Minuten pro Tag nachweislich das Risiko einer Erkrankung um ein Drittel. Entscheidend hier wie dort: die Regelmäßigkeit der Trainingseinrichtungen.
Auf das Körpergewicht können Betroffene Einfluss nehmen
Bei der Arthrose, der weltweit häufigsten Gelenkerkrankung, findet eine allmähliche Zerstörung des Gelenkknorpels statt, im Endstadium reibt Knochen auf Knochen und sorgt für Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Die Risikofaktoren: Alter, genetische Disposition und Adipositas (die übermäßige Vermehrung des Fettgewebes im Körper). „Das Körpergewicht ist somit der einzige Punkt, an dem Sie Ihrer Gesundheit zuliebe eingreifen können“, betonte Dr. Ziegler. Nur bei Bewegung wird die wichtige Gelenkflüssigkeit durch den Knorpel gepumpt, die ihn ernährt und das Gelenk sozusagen „schmiert“. So eignen sich – egal ob mit oder ohne Gelenkersatz – Radfahren, Walking/Wandern, Schwimmen, Crosstrainer, Yoga/Pilates, Tanzen oder auch Skilanglauf gut für Arthrose-Betroffene. „Wichtig ist, dass es keine Stoß- und Sprungbelastung gibt, sondern dass harmonische Bewegungen ausgeführt werden“, so der Experte. Dementsprechend ungeeignet seien Aktivitäten wie etwa Kampfsport, Basketball, Volleyball, Tennis oder Alpin-Ski. Dr. Zieglers Fazit: „Bewegung ist ein kostenloses Allzweckmittel gegen zahlreiche Krankheiten, das hinsichtlich Wirksamkeit den Vergleich mit Medikamenten nicht scheuen muss.“
Rege Fragerunde im Hörsaal und an den Ständen
Die Möglichkeit, anschließend mit den Spezialisten ins Gespräch zu kommen und individuelle Anliegen vorzubringen, nutzten zahlreiche Besucher der Veranstaltung. „Kann man mit Gelenkersatz joggen?“ – „Man hat eine stärkere Belastung, muss mit erhöhtem Verschleiß rechnen, aber wenn es für die Lebensqualität eine Rolle spielt, dann ja“, so Dr. Zieglers Rat. „Wie lange hält eine Prothese?“ – „Bei der Hüfte 20 Jahre und mehr, beim Knie ähnlich“, so die Antwort. „Kann man künstliche Prothesen im 3D-Drucker herstellen?“ – „Das ist deutlich teurer. Außerdem zeigen sich erhöhte Bruchraten bei den Implantaten“, informierte der Experte. „Ich bin unsicher, kann ich ins Fitnessstudio nach zwei Operationen?“ – „Wenn Sie schmerzfrei sind und moderat sporteln, dann ist das relativ unbedenklich“, so die gute Nachricht. „Kann man auch mit fortgeschrittener Arthrose mit einer OP abwarten, wenn man zurechtkommt?“ – Dr. Ziegler: „Ja, es gibt nur ganz wenige Ausnahmesituationen, in denen der Operateur eine zeitnahe operative Versorgung empfiehlt.“
An den Ständen vor dem Hörsaal konnten sich die Besucher bei Mitarbeitern aus der Physiotherapie, mit dem MVZ Orthopädie und beim Sozialdienst informieren.
Das Klinikum bietet regelmäßig Endoprothetik-Sprechstunden an: montags 8.15 bis 12 Uhr, mittwochs 8.30 bis 11.30 und donnerstags von 13 bis 15 Uhr. Um Anmeldung wird gebeten unter 0851/5300-2420.