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Aktuelles & Presse

Leben mit Herzschwäche

Herztag am Klinikum unter dem Motto „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Beim Herztag im Hörsaal des Klinikums: (v.r.) Privatdozent Dr. Martin Arnold, Chefarzt der Kardiologie am Klinikum, der bisherige Regionalbeauftragte der Deutschen Herzstiftung Willi Schmöller, Frank Stelling (neuer Regionalbeauftragter) sowie PD Dr. Philipp Lange. (Foto: Beck/Klinikum)

In Deutschland leiden rund vier Millionen Menschen an Herzschwäche, bei Menschen ab 60 Jahren ist gar jeder Zehnte betroffen. Wie man sein Herz stärkt, wie man Herzschwäche erkennt und behandelt – darum ging es beim Herztag, den die Spezialisten des Klinikums gemeinsam mit niedergelassenen Ärzten im Rahmen der deutschlandweiten Herzwochen der Deutschen Herzstiftung e. V. veranstalteten. Wie sehr das Thema Patienten und Angehörige bewegt, zeigte das rege Interesse an dem Infoabend im Hörsaal. 


Symptome und Ursachen der Herzschwäche


Über Symptome und Ursachen der Herzschwäche klärte PD Dr. med. Martin Arnold, Chefarzt der Kardiologie am Klinikum, eingangs auf. „Zum typischen Beschwerdebild bei Herzschwäche gehört die Luftnot bei Belastung, zudem Flüssigkeitsansammlungen, etwa in den Beinen. Ein weiteres Warnzeichen ist nächtlicher Harndrang“, so der Experte, der die Menschen für die Erkrankung sensibilisieren möchte. Ebenso sollten beschleunigter Puls und Atem, Husten, Rasselgeräusche beim Atmen, kalte Finger, Füße und/oder Beine sowie Schwindelgefühl hellhörig machen. 
Dass das Herz Immenses zu leisten hat, wurde bei einem Vergleich deutlich: Das Organ schlägt etwa 90.000 Mal pro Tag und schafft rund 7000 Liter Pumpleistung pro Tag – etwa so viel wie ein handelsüblicher voller Öl-Transporter mit sich führt. Kommt hier etwas aus dem Lot, kann eine Herzschwäche dahinterstecken, von der es zwei Formen gibt: Zum einen die Herzschwäche mit reduzierter Pumpfunktion, bei der das Herz zu schwach pumpt und dadurch zu wenig Sauerstoff in den Körper gelangt. Zum anderen die Herzschwäche bei erhaltener Pumpfunktion, der ein verdickter Herzmuskel zugrunde liegt. „In diesem Fall geht die Elastizität verloren“, erklärt Dr. Arnold. Die Folge: Die Füllung des Herzens mit Blut wird eingeschränkt. 

Möglichkeiten der medikamentösen Therapie 


Wie nun also die Herzschwäche therapieren? Vorteile der medikamentösen Behandlung nannte PD Dr. Philipp Lange (Praxis Dr. Lange, Passau): „Medikamente verbessern die Pumpleistung, verringern Symptome wie Atemnot, reduzieren Krankenhausaufenthalte, erhöhen die Lebenserwartung.“ Während man früher lediglich Wassertabletten und Bettruhe verordnete, gibt es inzwischen vier Wirkstoffgruppen, die bei Herzinsuffizienz eingesetzt werden und im Vortrag näher erläutert wurden: ACE-Hemmer, Beta-Blocker und MRA, ARNI sowie SGLT2-Hemmer. Während man lange Zeit eine Stufentherapie, also die schrittweise Einführung der verschiedenen Medikamentengruppen, empfohlen habe, so Dr. Lange, wurde durch neuere Studien klar: Alle vier Wirkstoffgruppen, auch „Fantastic Four“ genannt, sollen parallel zum Einsatz kommen. Höhere Dosierungen senkten die Sterblichkeits- und Hospitalisierungsraten, „natürlich ist die Dosierung aber entscheidend davon abhängig, was der einzelne Patient aushält“. Auch mögliche Nebenwirkungen verschwieg Dr. Lange nicht – darunter Blutdruckabfall, Elektrolytverschiebungen, Nierenfunktionsstörungen. Sein Fazit: „Die Therapie der Herzschwäche erfordert oft mehrere Medikamente, ergänzt um Behandlungen für Begleiterkrankungen wie Vorhofflimmern. Die Vielzahl der Medikamente ist herausfordernd. Engagement und Mitarbeit der Patienten sind gefordert.“
Anschauliche Einblicke gab anschließend Dr. med. Mathias Doering, Oberarzt der 3. Medizinischen Klinik, in verschiedene Behandlungsverfahren, etwa die Kardiale Resynchronisationstherapie (kurz CRT) bei Herzschwäche. Dabei handelt es sich um ein Behandlungsverfahren, das der Synchronisation der Aktionen beider Herzkammern dient, das „on top“ zur medikamentösen Therapie durchgeführt wird. 

Herzschwäche kann Vorhofflimmern hervorrufen – und umgekehrt

„Herzschwäche ist der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung von Vorhofflimmern“, erläuterte Dr. med. Robert Fischer, Oberarzt der 3. Medizinischen Klinik. Auch umgekehrt gelte: „Vorhofflimmern führt oft zu Herzschwäche.“ Als Vorhofflimmern bezeichnet man das vollständig arrhythmische Herz, also eine chaotische Herzschlagfolge. Hier gilt es unter anderem, die Begleiterkrankungen im Blick zu haben und Risikofaktoren einzustellen, sowie die Symptome durch Herzrhythmuskontrolle zu lindern. Dabei gibt es zwei Strategien: zum einen die Rhythmuskontrolle durch Medikamente. „Die Nebenwirkungen fallen da sehr unterschiedlich aus. Wichtig sind das Arzt-Patienten-Gespräch und die Aufklärung über Nutzen und Risiken“, unterstrich Dr. Fischer. Zum anderen kommt eine Katheterablation in Frage, bei der mithilfe eines Herzkatheters auf verschiedene Arten zielgenau Herzgewebe verödet wird.

Sportlich aktiv bei Herzschwäche

Dass man bei Herzschwäche nicht mehr auf strenge Bettruhe, sondern auf Sport- und Bewegungstherapie setzt, das machte Dr. med. Michael Gröbner (Herzpraxis Salzweg) deutlich. Laut Studien führt moderates Training zu längerem Überleben und weniger Krankenhaus-Aufnahmen. Gröbner verwies auf die Sportarten-Ampel, die Sportarten nach niedriger (z. B. Nordic Walking, E-Bike, Schwimmen), mittlerer (z. B. Radfahren, Joggen) und hoher Intensität (z. B. Triathlon, Tennis) einteilt. Ausschlaggebend sei, so Dr. Gröbner, dass die Intensität der Belastung sowie die Anzahl und Länge der Sporteinheiten sich nach den individuellen Werten richteten. Keinen Sport allerdings sollte man bei zunehmenden Beschwerden der Herzschwäche oder der Grunderkrankungen machen, wenn man einen Infekt hat oder bei bestehenden Herzerkrankungen. Die Empfehlung des Spezialisten: „Nutzen Sie die Angebote der Herzsportgruppen.“ In Stadt und Landkreis Passau gibt es zahlreiche Gruppen, die Sport für Betroffene mit Begleitung anbieten. 
Stabübergabe bei der Regionalvertretung der Deutschen Herzstiftung 
Im Rahmen des Infoabends gab Alt-OB Willi Schmöller, der die Deutsche Herzstiftung lange Jahre regional vertreten hat, sein Ehrenamt an Frank Stelling weiter. Dr. Arnold überreichte beiden ein kleines Dankeschön für ihr wichtiges Engagement. Die Deutsche Herzstiftung ist mit über 100.000 Mitgliedern die größte gemeinnützige Patienten-Organisation für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.