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90 Jahre Klinikum: Ein Grund zum Feiern!

Festakt mit 100 Gästen im Bildungszentrum Maierhof

Die Redner beim 90-Jahr-Festakt im Bildungszentrum Maierhof: Pflegedirektor Peter Auer (von links), Ärztlicher Direktor Dr. Hans Emmert, Klinikums-Werkleiter Stefan Nowack, OB Jürgen Dupper, Herwig Heide (Leiter Abteilung Krankenhausversorgung Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege) und Domkapitular Manfred Ertl. − Foto: Schlegl/Klinikum Passau

Das Klinikum Passau ist 90 Jahre alt: Als Städtisches Krankenhaus wurde es am 6. November 1929 in Maierhof eingeweiht. Fast auf den Tag genau wurde dieses Jubiläum im Festsaal des neuen Bildungszentrum des Klinikums Passau gefeiert. Rund 100 Gäste waren dabei, darunter zahlreiche Wegbegleiter aus Medizin, Politik und Kirche. 

OB Jürgen Dupper beleuchtete die Historie der Medizin in Passau, die lange zurückreicht. Das erste fürstbischöfliche Krankenhaus wurde schon 1775 in der Heiliggeistgasse errichtet, dort wo heute die Schulen FOS/BOS untergebracht sind. Mit dem Bau des städtischen Krankenhauses 1929 im Maierhof begann jedoch „eine atemberaubende Entwicklung“ der Gesundheitsversorgung Passaus. Seit den 80er Jahren erweiterten fünf neue Bauabschnitte den Ursprungsbau kontinuierlich, somit ist das Klinikum Passau heute die größte Einrichtung in Niederbayern. „Wir können stolz auf dieses Haus sein. Das Klinikum ist eine Zierde der Stadt“, sagte der OB und dankte den mehr als 2400 Mitarbeitern, die sich täglich um die Patienten kümmern. Jedes Jahr werden allein 37 000 Menschen stationär versorgt.

Ärztlicher Direktor Dr. Hans Emmert ließ in seiner Rede „90 Jahre aus Sicht der Medizin“ Revue passieren. In diese Zeit fielen Errungenschaften wie das erste EEG-Gerät (1929), die Penicillin-Behandlung (1941), die Antibaby-Pille (1960) oder die erste Herztransplantation (1967). Doch nicht nur die medizinischen Möglichkeiten haben sich massiv verändert. Die geballte Nachfrage für den Ärzte-Beruf Mitte der 80er Jahre ist heute weitaus spärlicher geworden. Das merkt auch Emmert an den Bewerbungen, die auf seinem Schreibtisch landen. Emmert kritisierte die wachsende Bürokratie, die das Arbeiten im Krankenhaus erschwere. So nehme die Erstellung des Artzbriefes für den Hausarzt meist mehr Zeit in Anspruch, als das Abschlussgespräch mit Patienten und deren Angehörigen.

Pflegedirektor Peter Auer beleuchtete das Jubiläum aus der Sicht seines Berufsstands. Die Geschichte der Pflege am Klinikum Passau sei eng verbunden mit dem Orden der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul verbunden, die von 1856 bis 1971 das Bild der Pflege am damaligen städtischen Krankenhaus prägten. Eine wichtige Entscheidung sei die Gründung der Krankenpflegeschule im Jahr 1967 gewesen. Seit Bestehen haben hier rund 1800 Pflegekräfte ihre Ausbildung absolviert. „Die Krankenpflegeschule ist ein erfrischender Brunnen, aus dem wir immer wieder Nachwuchs an Pflegekräften schöpfen“, so Auer. Mit mehr als 1000 Mitarbeitern ist die Pflege die größte Berufsgruppe am Klinikum. Auch Auer ging kritisch auf aktuelle gesundheitspolitische Umstände ein. „Es wird von allen mehr Wertschätzung für Pflegende eingefordert. Danke – aber damit ändert sich nichts“, sagte Auer. Er appellierte an die Politik, der Pflege eine geeignete Interessensgemeinschaft zu geben. Kritisch sieht Auer auch die geplante Einführung der generalistischen Ausbildung für alle Altersgruppen und Einrichtungen: „Diese wird weder der Altenpflege, der ambulanten Pflege und schon gar nicht der Pflege in Krankenhäusern und Kinderkliniken gerecht.“

Herwig Heide, Leiter der Abteilung Krankenhausversorgung im Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, überbrachte die Glückwünsche von Gesundheitsministerin Melanie Huml. Ein Kompliment machte er den Entscheidungsträgern vor Ort: In all den Jahren hätten sie es verstanden, den  rasanten medizinischen Fortschritt in eine dynamische Entwicklung des Krankenhauses Passau und eine Patientenversorgung auf hohem Niveau umzusetzen. Mit vielen neuen Abteilungen vor allem seit den 90er Jahren und der Kooperation mit der Kinderklinik Dritter Orden habe das Haus stets eine Aufwertung erfahren. Dies schlage sich auch in der Zahl der mittlerweile 645 Betten im Klinikum nieder. Wegen der prosperierenden Entwicklung des Klinikums wurde deshalb der Ausbau auf über 700 Betten beschlossen. Die weitere positive Entwicklung sei jedoch „kein Selbstläufer“, meinte Heide. Vorgaben auf Bundesebene und „Rahmenbedingungen, die immer mehr in Richtung Spezialisierung und Konzentration gingen, seien eine große Herausforderung, ebenso die Personalproblematik im ärztlichen wie pflegerischen Bereich.

Domkapitular Manfred Ertl überbrachte die Grüße von Bischof Stefan Oster und überreichte Werkleiter Stefan Nowack ein Glas-Herz als Geschenk. Damit spielte er auf den Leidensweg Jesu an, der viel Beistand am Wegesrand erhielt. Das Kreuz solle auch Patienten daran erinnern, dass sie in schwerer Zeit nicht allein sind, so Ertl. Auch im Namen des evangelischen Dekans Dr. Wolfgang Bub wünschte er dem Klinikum eine „gute Zukunft und Segen in Gottes Dienst“.

Auch wenn es mit Prognosen schwierig ist, wagte Werkleiter Stefan Nowack einen Blick in die Zukunft. „Bürokratisierung und wirtschaftlicher Druck auf die Krankenhäuser nehmen zu. Wenn diese Geschwindigkeit anhält, wird eine flächendeckende Versorgung schwierig bis unmöglich“, sagte Nowack. Das Klinikum Passau stehe wirtschaftlich jedoch insgesamt sehr gut da. Auch in den kommenden Jahren stehen viele wichtige Projekte an: Dazu gehöre der Bau eines neues Bettenhaus an der Sechzehnerstraße sowie ein neues Notfallzentrum. Bereits im nächsten Jahr wird der Neubau des Naturkinderhauses an der Innstraße fertig. Doch auch wenn es noch so gute Räumlichkeiten gebe, „es sind immer noch die Menschen, die ein Krankenhaus prägen“, betonte Nowack. „Obwohl unser Haus groß ist, herrscht hier immer ein freundlicher Umgangston und Menschlichkeit wird bei uns groß geschrieben.“ Dass dies auch in Zukunft zu bleibe, war sein Wunsch zum 90-järhigen Bestehen.

Ein Film über die Entwicklung des Klinikums Passau erzählte die vergangen 90 Jahre in Bildern. Das Quartett Batava Brass umrahmte den Festakt musikalisch. Die Klinikums-Küche sorgte mit leckeren Häppchen für das leibliche Wohl der Gäste. Dass der 8. November 2019 ein besonderer Tag für das Klinikum Passau war, spürten an diesem Tag auch die Patienten: Sie alle erhielten einen Gruß zum Frühstück.

Elke Zanner