Bitte warten...
Aktuelles & Presse

"Sie hat ihm das Leben gerettet"

Berta Falkner (82) hat ihren Mann (84) erfolgreich wiederbelebt – Jetzt wird der 60. Hochzeitstag gefeiert

Feiern demnächst 60. Hochzeitstag - dank des beherzten Handelns im Notfall: Berta und Adolf Falkner. Foto: Klinikum

Adolf Falkner sitzt mit einem strahlenden Lächeln auf seinem Patientenbett, seine Frau strahlt aufgeregt und glücklich zurück: Bis auf den Überwachungs-Monitor neben ihm erinnert nichts daran, dass der 84-Jährige eine Woche zuvor hätte sterben können. Dass es anders kam, verdankt er seiner zwei Jahre jüngeren Ehefrau: Sie tat im entscheidenden Moment das Richtige.

Die Falkners sind in Oberkappel gleich hinter der österreichischen Grenze zuhause, in der Nähe von Wegscheid. Adolf Falkner ist rüstig, geht spazieren und immer noch gerne zum Kegeln – aber seit einigen Tagen geht es ihm nicht gut. „Ich habe nicht recht Luft bekommen und mein Hals hat gebrannt“, erinnert er sich. Große Sorgen macht er sich zunächst nicht. 

Doch spät am Montagabend geht es Adolf Falkner wieder schlechter. Er will sich hinlegen, aber auch das hilft nicht. Er steht wieder auf, geht zum Telefon. „Ich habe noch gehört, dass er mit jemandem geredet hat“, erinnert sich seine Ehefrau. Es war der Notruf. Der 84-Jährige hatte selbst noch die Nummer gewählt. Nach dem Gespräch greift er nach seiner Jacke - und sackt plötzlich im Eingangsbereich des Hauses zusammen. „Ich wollte ihm aufhelfen, habe gerufen ,Sag was‘, aber er hat nicht reagiert“, berichtet Berta Falkner. Sie erzählt schnell, das schlimme Erlebnis ist noch frisch im Kopf. Als sie ihren Mann am Boden liegen sieht, weiß sie: „Ich muss was tun“, und beginnt, ihm die Hände übereinandergelegt auf die Brust zu drücken. Herzdruckmassage. Für eine Laiin im Schock eine beeindruckende und sehr anstrengende Leistung. „Ich habe nicht lang nachgedacht“, sagt sie – was sie zu tun hat, habe sie aus dem Fernsehen und aus der Zeitung gewusst. „Und von mir“, wirft Adolf Falkner lächelnd ein. Er sei schließlich in den sechziger Jahren beim österreichischen Bundesheer im Sanitätsdienst gewesen und habe seiner Frau oft davon erzählt.

Wie lang sie die Herzdruckmassage gemacht hat, weiß die 82-Jährige nicht mehr. In diesen Momenten verschwimmt das Zeitgefühl. Schnell aber seien Sanitäter und Notarzt eingetroffen, Adolf Falkner wurde defibrilliert und ins Klinikum Passau gebracht. Irgendwann kam der erlösende Anruf, dass ihrem Mann ein Stent - ein Implantat, dass verschlossene Blutgefäße offenhält - eingesetzt wurde, aber dass es ihm halbwegs gut gehe. „Und am nächsten Mittag hat er mich schon selbst angerufen“, erzählt Berta Falkner glücklich. 

Eine Woche nach der Nacht, in der ihn seine Frau ins Leben zurückgeholt hat, schlüpft Adolf Falkner im Patientenzimmer schon geschickt in sein gutes Hemd, obwohl bei der Reanimation, das ist nicht unüblich, ein paar Rippen zu Bruch gegangen waren. Aufs Heimgehen freut er sich, schließlich hat das Ehepaar in ein paar Tagen 60. Hochzeitstag. Da kommen Bürgermeister und Pfarrer, erzählen die beiden, und natürlich die vier Söhne mit ihren Familien. „Es ist halt noch nicht aus“, sein Leben, hatte Adolf Falkner dankbar in den Tagen „danach“ zu seinen Lieben gesagt. Und dass er nach diesem Erlebnis jetzt vielleicht besonders alt werde. Das Kegeln würde ihn halt noch freuen, meint er, und nimmt seine Berta in den Arm.

In 37 Jahren im Beruf hätte sie einen Fall wie diesen noch nicht erlebt, sagt eine Pflegefachkraft, die Adolf Falkner auf der kardiologischen Station versorgt, und auch die Ärzte finden Berta Falkners Leistung bemerkenswert: „Sie hat ihm das Leben gerettet“, sagt der behandelnde Oberarzt. Privatdozent Dr. Martin Arnold, Chefarzt der Kardiologie am Klinikum erklärt: Adolf Falkner war zusammengesackt, weil er wegen Kammerflimmern, einer bösartigen Herzrhythmusstörung, einen Kreislaufstillstand hatte. „Durch die Herzdruckmassage, wie sie Berta Falkner so geistesgegenwärtig ausgeführt hatte, konnte sie die Durchblutung aller wichtigen Organe solange überbrücken, bis durch die Defibrillation der normale Kreislauf wiederhergestellt wurde“, so der Herzspezialist. 

Wie viel Glück im Spiel war, zeigen Statistiken: Die Hälfte aller durch Laien beobachteten Herz-Kreislauf-Stillstände werden nicht als solche erkannt, heißt es vom Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung. Mehr als zwei Drittel der Herz-Kreislauf-Stillstände passierten zuhause. Lediglich elf Prozent der ins Krankenhaus aufgenommenen Fälle werden nach dreißig Tagen lebend entlassen. Die Überlebenschancen steigen deutlich, wenn im Notfall früh gehandelt wird, erklärt Dr. Arnold: „Deshalb ist es so wichtig, dass sich auch Laien trauen, schnell und beherzt Erste Hilfe zu leisten.“ Was dazugehört ist, kann man sich idealerweise bei einer Auffrischung des Erste-Hilfe-Kurses wieder aneignen. Angst davor, etwas falsch zu machen, brauche man nicht zu haben: Jede Hilfe sei besser als keine Hilfe.