Nach seinem letzten Arbeitstag wollte Peter Auer das Klinikum auf leisen Sohlen verlassen. Die Corona-Krise spielte dem langjährigen Pflegedirektor gewissermaßen in die Karten, denn ein Abschiedsfest im herkömmlichen Sinne war ohnehin nicht möglich. Doch Werkleiter Stefan Nowack ließ den Mann, der 47 Jahre bedingungslos im Einsatz für das Klinikum war, nicht sang- und klanglos ziehen. So wurden langjährige Wegbegleiter und Kollegen nacheinander in den Hörsaal geladen, um Peter Auer Danke zu sagen – mit Masken und dem nötigen Sicherheitsabstand.
Die Corona bedingte Distanz machte dem 63-Jährigen den Abschied dennoch nicht leicht. „Die Arbeit für das Klinikum war mir eine Herzensangelegenheit. Ich bin stolz, dass ich ein Teil davon sein durfte“, sagte er. Peter Auer wurde ein prägender Teil des Hauses, an das er 1973 als Auszubildender kam und nur für Weiterbildungs-Zwecke verließ. Das Studium zum Pflegelehrer und Pflegemanager führte ihn nach Regensburg, in Freising absolvierte er die Fachweiterbildung für Anästhesie und Intensivpflege. Wieder zurück in Passau machte Peter Auer am Klinikum Karriere und übernahm entscheidende Funktionen im Pflegebereich. Unter anderem war er viele Jahre Stationsleiter der operativen Intensivstation, Abteilungsleiter der Chirurgie und Pflegedienstleiter. „Es war mir wichtig, die Pflege voranzubringen und zu qualifizieren“, sagte Auer, der bis zuletzt Feuer und Flamme für seinen Beruf war.
1992 wurde Peter Auer zum Pflegedirektor ernannt. In dieser Rolle hatte er fortan das ganze Haus mit all seinen Abteilungen im Blick. Dabei entdeckte er auch die Leidenschaft für die bauliche Entwicklung des Klinikums. Alle großen Projekte der vergangenen Jahre tragen seine Handschrift. „Ohne Peter Auer wäre das Haus nicht das, was es heute ist“, sagte Werkleiter Stefan Nowack. Auer habe sich mit Herz und Verstand und größtem Engagement für das Klinikum eingesetzt. Gerade in Krisensituationen war Peter Auer ein Fels in der Brandung, was er in der Corona-Pandemie erneut bewies. Diesen Einsatz würdigte auch OB Jürgen Dupper: „Sie gingen immer dort hin, wo es nötig war.“ Dass das Klinikum die Corona-Krise so gut bewältigt habe, sei auch Auers Verdienst.
Mit mehr als 1000 Mitarbeitern sind die Pflegekräfte die größte Berufsgruppe am Klinikum Passau. Peter Auer habe ihnen im Haus eine Stimme gegeben und zu Ansehen verholfen, sagte sein langjähriger Stellvertreter und Nachfolger Christian Maier. Besonders verbunden ist Peter Auer mit Gottfried Kobluk, Werkleiter a.D., und Dr. Johann Nußer, dem langjährigem Chefarzt der Anästhesie und Ärztlichen Direktor a.D. Zu dritt bildeten sie mehr als zwei Jahrzehnte das Direktorium. „Auf Peter Auer konnte man sich zu hundert Prozent verlassen. Und er hatte immer ein offenes Ohr für Menschen in Not“, hob Gottfried Kobluk die hohe Sozialkompetenz seines langjährigen Kollegen hervor. Deshalb forcierte Auer die Einführung eines Sozialfonds am Klinikum. An seinem letzten Arbeitstag wurde dieses Vorhaben unterschriftsreif. Mit dem Fonds können Mitarbeiter, die einen Schicksalsschlag erleiden, finanziell unterstützt werden. Dr. Johann Nußer beschrieb Auer „als verlässlichen Partner und Mann des Ausgleichs im Direktorium“. Beide verband die Faszination für die Anästhesie und Intensivmedizin, gemeinsam brachten sie eine entsprechende Weiterbildung auf den Weg, die bereits viele Pflegekräfte absolviert haben.
Als Pflegedirektor hatte Peter Auer sieben Tage die Woche das Klinikum im Kopf, war immer erreichbar und zur Stelle, wenn er gebraucht wurde. Die Familie musste oft auf ihn verzichten. „Ihr habt das all die Jahre mitgetragen“, sagte er an seine Frau Sieglinde und die beiden Söhne gerichtet. Im Ruhestand möchte er nun mehr Zeit für sie haben. Das Klinikum wird Peter Auer bei laufenden Bauprojekten weiter unterstützen. „Er hat so viel Wissen, darauf wollen wir nicht verzichten“, so Stefan Nowack. Auers Nachfolge in der Pflegedirektion hat zum 1. Juli Christian Maier angetreten, dessen Stellvertreterin ist Manuela Sonnleitner.
Elke Zanner