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Aktuelles & Presse

Patiententag stellt Krebs in den Fokus

Experten berichten über moderne Therapiemöglichkeiten

Beim Patiententag (v.r.): Prof. Dr. Thomas Südhoff, Dr. Johannes Gebauer, Klaudia Raczka, Univ. Doz. Dr. Natascha Wachter-Gerstner und Dr. Martin Dengler. (Foto: Klinikum Passau)

Wer die Diagnose Krebs erhält, für den bricht zunächst oft eine Welt zusammen. „Doch die Medizin entwickelt sich rasend schnell und vielen Menschen kann heute geholfen werden“, sagt Prof. Dr. Thomas Südhoff, der Chefarzt der Onkologie am Klinikum Passau. Damit Betroffene die bestmögliche Behandlung bekommen, haben sich die Experten des Hauses in fünf verschiedenen Krebszentren zusammengeschlossen. „Wichtig ist aber nicht nur gute Medizin. Die Patienten und ihre Angehörigen sollen auch über ihre Erkrankung, die Behandlungsmöglichkeiten und realistische Ziele Bescheid wissen“, so Südhoff. Dafür sei der Patiententag am Klinikum gedacht. Die Besucherinnen und Besucher konnten auch dieses Mal wieder an parallel stattfindenden Vorträgen über häufig vorkommende Erkrankungen teilnehmen und den Referenten gezielt Fragen stellen.

Über moderne Entwicklungen in der Strahlentherapie bei Brustkrebs referierten Univ. Doz. Dr. Natascha Wachter-Gerstner, Ärztliche Leiterin des RADIO-LOG MVZ Strahlentherapie am Klinikum Passau, und Assistenzärztin Klaudia Raczka. Unter dem Begriff Strahlentherapie versteht man die Behandlung von Erkrankungen mittels ionisierender Strahlung. „Das Thema ist mit Angst besetzt“, weiß Natascha Wachter-Gerstner, „wir versuchen, diese Angst zu nehmen.“ Sowohl vor, während als auch nach der Behandlung sollen sich die Patientinnen durch intensive Aufklärungsgespräche gut betreut fühlen. „Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam“, betonte Klaudia Raczka. Kommt bei einer Brustkrebs-Patientin eine Bestrahlung in Betracht, findet diese ambulant statt und dauert zirka drei bis fünfeinhalb Wochen. Jede Einheit dauert etwa fünf bis zehn Minuten und ist schmerzfrei. Während der Behandlung müssen die Patientinnen jedoch so ruhig wie möglich liegen. Damit naheliegende Organe wie Herz und Lunge geschont werden, erfolgt die Bestrahlung der Brust atemgesteuert und zwar immer dann, wenn die Patientin tief einatmet. Durch die Bestrahlung können jedoch Nebenwirkungen auftreten, etwa Rötungen und Verfärbungen der Haut, das Anschwellen der Brust oder auch starke Müdigkeit (Fatigue). „Wir führen in speziellen Fällen auch sogenannte Hochpräzisionbestrahlungen durch, das heißt sehr zielgenau und schonend“, so Klaudia Raczka. Der Brustkrebs ist die häufigste Tumorerkrankung bei Frauen, jede achte Frau ist im Laufe ihres Lebens betroffen, das Risiko steigt mit zunehmendem Alter. Damit ein Tumor in der Brust (Mammakarzinom) keine Metastasen in Leber, Lunge oder Knochen bilden kann, ist die Früherkennung - etwa durch die Mammographie - besonders wichtig. Denn dann könnten vielen Patientinnen durch eine OP, Bestrahlung oder Systemtherapie geheilt werden, sagt Klaudia Raczka.

Die Früherkennung spielt auch beim Darmkrebs eine entscheidende Rolle. „Wird er im Anfangsstadium erkannt, ist er zu hundert Prozent heilbar“, lautete die gute Nachricht von Dr. Oliver Heupel, Oberarzt in der Allgemeinchirurgie und Koordinator des Darmkrebszentrums am Klinikum Passau. Denn bei einer Darmspiegelung (Koloskopie) werden Polypen, aus denen im Laufe der Jahre Krebs entstehen könnten, gleich per Schlinge entfernt und damit die Gefahr der Entartung gebannt. Deshalb sollte die Vorsorgeuntersuchung spätestens ab dem 55. Lebensjahr regelmäßig in Anspruch genommen werden. In der Regel tritt Darmkrebs zwischen dem 60. und 75. Lebensjahr auf, meist im Dickdarm. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. In etwa 15 Prozent der Fälle liegt eine erbliche Disposition vor, erklärte Heupel, beim Großteil entstehe ein Tumor jedoch spontan. Handelt es sich bereits um ein Karzinom, so ist zumeist die Chirurgie gefragt. „Dann muss der ganze Tumor entfernt werden und auch das dazugehörige Lymphabflussgebiet“, erläuterte Heupel. Mit welcher Präzision solch eine OP durchgeführt wird, zeigte er anhand eines Films. Im Darmzentrum des Klinikums werden die Patienten von der Diagnose bis zur Nachsorge engmaschig betreut. „Ich fühle mich für jeden einzelnen Patienten verantwortlich“, so Heupel.

Zur besseren Verträglichkeit einer Behandlung wünschen sich 80 Prozent der Patienten neben der Schulmedizin sogenannte komplementäre Therapien, auch „integrative Medizin“ genannt. „Diese ist immer ergänzend zur Schulmedizin gedacht“, betonte Dr. Dominique Giang, Funktionsärztin in der Gynäkologie. Bedeutend für alle Krebs-Patienten aber auch zur Prophylaxe einer Erkrankung sei ein gesunder Lebensstil: Gute Ernährung, Alkohol nur in Maßen, Verzicht auf Rauchen, ein normales Gewicht und regelmäßige Bewegung. „Sport ist so wichtig wie ein Krebsmedikament“, sagte Giang. Inaktivität könne ebenso schädlich sein wie Rauchen. Regelmäßig auf den Speiseplan sollten Präbiotika (z.B. Ballaststoffe, Lauch, Bananen) und Probiotika (z. B. rohes Sauerkraut, Kefir, Joghurt), die die natürliche Darmflora - das sogenannte Mikrobiom - stärken. Schließlich sei auch das Thema Entspannung nicht zu unterschätzen. Ein „gesunder Egoismus“ mit Zeit für sich selbst sei wichtig. Zur Entspannung beitragen könne zum Beispiel Mediation, Yoga und jedewede kreative Tätigkeit, die Freude macht.

Weitere Referenten des Patiententags waren Dr. Johannes Gebauer (Leitender Oberarzt Pneumologie) und Ludwig Prügl (Ärztlicher Leiter MVZ Onkologie), die über Lungenkrebs sprachen. Die Therapie des Ovarialkarzinoms stand im Fokus von Dr. Martin Dengler (Leitender Oberarzt Gynäkologie), während Boguslaw Gruszczynski (Leitender Oberarzt Chirurgie) über Pankreaskrebs referierte.

Neben der medizinischen, psychologischen und sozialen Unterstützung für Krebspatienten komme auch den Selbsthilfegruppen eine bedeutende Rolle zu, bemerkte Prof. Südhoff zum Abschluss der Veranstaltung. „Für die Betroffenen ist es wichtig, Gemeinschaft mit anderen Betroffenen zu erleben, sich auszutauschen und sich gegenseitig Mut zu machen. Diese Chance sollten sie wahrnehmen.“ Dies gelte auch für das Angebot der verschiedenen Krebssportgruppen in Passau.

Elke Zanner