Mehr als 150 Ärzte aus der ganzen Region kamen zum 13. Niederbayerisch-oberpfälzischen Kardiologie-Forum ans Klinikum Passau. Dies ist die jährliche Fortbildungstagung der großen kardiologischen Schwerpunktkliniken und Lehrkrankenhäuser Ostbayerns. Gastgeber war Prof. Dietmar Elsner, Chefarzt der Kardiologie am Klinikum. Er wählte als Motto für die Tagung „Kardiologie zwischen Heilkunst und High-Tech“. Elsners Botschaft: „Bei allen Segnungen moderner Medizin und technologischem Fortschritts darf niemals vergessen werden, dass stets der Patient im Mittelpunkt steht und sich die Anwendung moderner Techniken immer am Nutzen für den Patienten zu orientieren hat.“
Oberbürgermeister Jürgen Dupper würdigte in seiner Begrüßung die gemeinsame Initiative der beteiligten Kliniken. Diese Veranstaltung demonstriere, dass durch leistungsstarke kommunale und kirchliche Kliniken zusammen mit der Universitäts-Klinik Regensburg gerade auch in Ostbayern das gesamte Spektrum modernster Herzmedizin angeboten werde und eine umfassende kardiologische Versorgung herzkranker Patienten auf höchstem Niveau gewährleistet sei.
Miniaturisierte EKG-Aufzeichnungsgeräte, die unter die Haut eingesetzt werden, helfen heute die Ursachen plötzlicher Bewusstlosigkeiten aufzuklären, wie Prof. Andreas Luchner vom Krankenhaus Barmherzige Brüder Regensburg darstellte. Desweiteren zeigte er, dass bei bestimmten Patienten mit Schlaganfall als mögliche Ursache ein kleines Loch im Herzen gefunden werden kann, über das Gerinnsel ins Gehirn gelangen können. Mit einer besonderen Herzkatheter-Technik können diese Löcher verschlossen werden und so das Risiko eines erneuten Schlaganfalls gesenkt werden.
Durchblutungsstörungen des Herzens, die koronare Herzkrankheit, gehören zu den häufigsten Erkrankungen überhaupt. Neben Lebensstiländerung und Einstellung der Risikofaktoren ist die medikamentöse Therapie Basis der Behandlung. Wie Prof. Peter Hubert Grewe vom Klinikum Neumarkt darlegte, müsse bei vielen Patienten aber die Durchblutung des Herzens durch einen Katheter-Eingriff mit Einsetzen einer Gefäßstütze wiederhergestellt werden. Bei Patienten mit schwerwiegenden Veränderungen sei eine Bypass-Operation erforderlich.
Einer der häufigsten Herzklappenfehler ist die Undichtigkeit der Mitralklappe. Hier kann die moderne Herzchirurgie durch Schlüssellochverfahren ohne Eröffnung des Brustkorbs die Herzklappe erfolgreich reparieren, wie Oberarzt Dr. Markus Czesla von der Herzchirurgie am Passauer Klinikum demonstrierte. Für Patienten, bei denen keine Herzoperation in Frage kommt, gibt es ein neues Verfahren, den Mitraclip, mit dem mittels Herzkatheter von der Leiste aus die defekte Klappe abgedichtet werden kann, wie Prof. Elsner erläuterte.
Obwohl hoher Blutdruck einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall ist, wird er immer noch nicht konsequent genug behandelt. Die neuen Leitlinien zur Behandlung des hohen Blutdrucks stellte PD Dr. Christoph Birner vom Klinikum Amberg vor. Er wies darauf hin, dass anstelle von Grenzwerten jetzt Zielkorridore für die Blutdruckeinstellung definiert sind und möglichst frühzeitig mit einer Kombination von Medikamenten begonnen werden sollte.
Prof. Dierk Endemann vom Krankenhaus St. Josef in Regensburg zeigte, wie regelmäßiger Sport beim Gesunden das Risiko für Herzerkrankungen wirksam senken kann. Aber auch für die meisten Herzkranken ist regelmäßige sportliche Betätigung sinnvoll, da dadurch Belastbarkeit und Prognose deutlich verbessert werden können.
Die häufigste Herzrhythmusstörung, die insbesondere beim älteren Menschen auftritt, ist das Vorhofflimmern. Mit neuen schonenden Herzkathete-Verfahren können diese Rhythmusstörungen durch Verödung der Ursprungsorte direkt im Herzen beseitigt werden. Wann und für wen diese Therapie sinnvoll ist, diskutierten Prof. Robert Schwinger vom Klinikum Weiden und Prof. Bernhard Zrenner vom Krankenhaus Landshut-Achdorf.
Abgeschlossen wurde die Tagung mit einem Gastauftritt des Duos Saitenscheitel unter dem Titel „Herztöne-Kardiologie und Musik“. Die nächste Veranstaltung dieser Reihe findet 2020 in Deggendorf statt.