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Nachwuchsförderung gegen den Hausärztemangel

Klinikum Passau bietet Komplettpaket für angehende Allgemeinmediziner im Weiterbildungsverbund

Prof. Matthias Wettstein und Werner Fürst (hintere Reihe v.l.) mit den angehenden Allgemeinmedizinern Florian Dobler, Stefan Pongratz und Lukas Schätz. In der vorderen Reihe stehen (v.l.) Carolina Hudde, Katharina Schreindl, Sebastian Holzapfel und Marina Vöckl. (Foto: Klinikum Passau)

Viele Hausärztinnen und Hausärzte finden keine Nachfolger. Vor allem in den ländlichen Regionen wird sich diese Problematik in den kommenden Jahren noch verschärfen. Um dem Hausärztemangel entgegenzuwirken, wurde bereits vor zehn Jahren vom Klinikum Passau in Kooperation mit anderen Passauer Kliniken und zahlreichen Hausarztpraxen der „Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Passau“ gegründet. In diesem Rahmen wird jungen Ärztinnen und Ärzten der Weg zum Allgemeinmediziner erleichtert, indem sie die gesamte klinische Weiterbildung aus einer Hand bekommen. „Damit tun wir schon lange etwas für den ärztlichen Nachwuchs in der Region“, betont Prof. Dr. Matthias Wettstein, der Ärztliche Direktor des Klinikums Passau und Chefarzt der 1. Medizinischen Klinik.

Bis zu drei Jahre Ausbildung an einem Krankenhaus und zwei Jahre Anstellung in einer zur Weiterbildung befugten Hausarztpraxis: Das ist die praktische Ausbildungszeit, die Hausärzte üblicherweise in Deutschland absolvieren müssen. Die dafür erforderlichen Weiterbildungsabschnitte in verschiedenen Fachgebieten müssen sich die Mediziner häufig selbst organisieren. Und das kann kompliziert werden: Es bedeutet mehrere Bewerbungen bei verschiedenen Kliniken und Arztpraxen, in der Folge Ortswechsel und Umzüge. Nicht jede Klinik will den Aufwand für die teilweise nur sechs Monate dauernden Ausbildungsabschnitte in den Pflicht- und Wahlfächern auf sich nehmen. Reibungsloser geht dies in einem sogenannten Weiterbildungsverbund. Solch einen Zusammenschluss gibt es seit zehn Jahren auch in Passau - der Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Passau. Neben dem Klinikum gehören die Kinderklinik Dritter Orden, das Bezirkskrankenhaus Passau (Psychiatrie) und rund 20 Hausarztpraxen dazu. Das Klinikum nimmt in diesem Verbund eine zentrale Rolle ein, denn es bietet den angehenden Allgemeinmedizinern ein Rotationsprinzip, in dem alle erforderlichen Weiterbildungsabschnitte zentral organisiert sind und somit an einem Ort absolviert werden können.

Dieses Angebot nehmen derzeit fünf Frauen und vier Männer wahr, darunter auch Florian Dobler. Der 33-jährige war zunächst Rettungssanitäter, ehe er sich für ein Medizinstudium entschloss. Hausarzt zu werden, war von Anfang an sein Ziel: Damit tritt er in die Fußstapfen seiner Mutter, die eine Praxis im Landkreis Rottal-Inn hat. Am Klinikum Passau hat Florian Dobler bereits zwei Berufsjahre hinter sich: Seine Stationen waren die Abteilung für Gastroenterologie und Nephrologie (Nierenerkrankungen), die Zentrale Notaufnahme und die Kardiologie. Im dritten Jahr möchte er als Wahlfach noch ein chirurgisches Fach belegen. „Man bekommt Eindrücke von allen Seiten“, schätzt Dobler das breite Spektrum an Fachrichtungen, die ihm das Schwerpunktkrankenhaus bietet. Dass er die gesamte klinische Weiterbildung an einem Ort machen kann, findet er sehr positiv. Auch finanziell bietet dieses Modell Vorteile: während der gesamten Weiterbildung am Klinikum werden die Nachwuchsmediziner nach dem Tarifvertrag an kommunalen Krankenhäusern bezahlt. Für die Praxisphase gibt es eine finanzielle Förderung durch Kassenärztliche Vereinigung und Krankenkassen.

Die Ausbildung von vielen Berufsanfängern und die Rotationen bedeuten für die entsprechenden Fachabteilungen erheblichen Mehraufwand bei der Einarbeitung, sagt Prof. Wettstein. „Es ist uns jedoch sehr wichtig und deshalb hängen wir uns richtig rein.“ Schließlich profitiere auch das Klinikum von gut ausgebildeten Hausärzten. „Es ist von Vorteil, wenn man die Ärztinnen und Ärzte kennt, die nach der Ausbildung im Weiterbildungsverbund in den Praxen tätig sind. Das erleichtert die Zusammenarbeit sehr“, so Wettstein.

In vergangen zehn Jahren haben am Klinikum Passau rund 35 Ärztinnen und Ärzte die klinische Ausbildung zum Allgemeinarzt durchlaufen. Ein Teil von ihnen ist mittlerweile in den Praxen der Region tätig. „Eine gute Bilanz“, findet neben Matthias Wettstein auch Werner Fürst. Er ist stellvertretender Personalleiter am Klinikum, steht als Mentor den Hausärzten der Zukunft mit Rat und Tat zur Seite und koordiniert das Zusammenspiel aller Verbundpartner.