Minimalinvasive Implantation der Hüftendoprothese
Warum minimal invasiv?
Beim minimal invasiven Zugang wird über einen kleinen Hautschnitt von circa acht bis zehn Zentimetern operiert. Bei den herkömmlichen traditionellen Schnitten sind fünfzehn bis zwanzig Zentimeter üblich. Die Muskeln werden beim minimal invasiven Zugang mit stumpfen Instrumenten gespreizt und gedehnt, so dass der Operateur durch eine natürliche Muskellücke hindurchgreifen kann. Eine gute Sicht erhält er durch die passive Bewegung des Beins während der Operation.
Durch ein gezieltes Strecken, Beugen, Drehen und Spreizen lassen sich abwechselnd Hüftkopf und Hüftpfanne ins Blickfeld rücken. Die Operation liefert also nicht nur ein besseres kosmetisches Ergebnis, sondern schont auch die Weichteile. Das hat einige Vorteile.
- extremen anatomischen Veränderungen von Pfanne und Schaft
- sehr großem Übergewicht : BMI > 35
- Die Vorteile des minimal invasiven Zugangs auf einen Blick:
- Kleinerer Hautschnitt, besseres kosmetisches Ergebnis
- Geringerer Blutverlust
- Weniger Schmerzen, weniger Schmerzmittel
- Weniger Bewegungseinschränkungen
- Höhere Belastbarkeit, schnellere Mobilisation
- Schnellere Rehabilitation
- Schnellere Rückkehr in den Alltag
Wie wird operiert?
In unserer Klinik werden seit 1992 in Reinraumtechnik mit „Astronautenhelmen“ alle Endoprothesen eingesetzt. Damit wird die Infektionsgefahr, die beim Einbringen von künstlichen Stoffen in den Körper erhöht ist, reduziert.
Bei der Operation werden Hüftkopf und Gelenkpfanne ausgetauscht. Der Operateur muss beide Regionen abwechselnd einsehen können. Der Eingriff beginnt mit dem kurzen Hautschnitt oberhalb der Muskellücke.
Der Arzt orientiert sich dabei an zwei gut tastbaren Punkten, dem äußeren Ende des Beckenkamms und dem Knochenvorsprung an der Außenseite des Oberschenkelknochens. Nach dem Schnitt und dem Spreizen und Dehnen der Hüftmuskeln, wird die Gelenkkapsel geöffnet. Dann beginnt der Operateur mit der Arbeit am Oberschenkelknochen. Zuerst wird der Hüftkopf abgetrennt, um die Sicht weiter zu verbessern.
Danach wird die Hüftpfanne ausgefräst. Ihrer Form nach ist sie etwas kleiner als die Endoprothesenpfanne, so dass die künstliche Hüftpfanne mit dem Pfanneneinsatz mit einer gewissen Spannung eingepresst wird.
Im Anschluß wird das Bein gebeugt, abgespreizt und nach außen gedreht. Dadurch erhält der Arzt eine optimale Sicht auf den Oberschenkelknochen. Mit Raspeln wird der Knochen so bearbeitet, dass der Schaft verankert werden kann.
Jetzt wird der künstliche Hüftkopf auf den Schaft gesteckt und das Gelenk wieder in die korrekte Position gebracht. Der Sitz des Kunstgelenks wird durch die passive Bewegung des Beins überprüft. Zum Schluss werden Kapsel und Hautschnitt wieder geschlossen.
Mit diesem Verfahren können alle Patienten operiert werden, unabhängig von ihrem Alter, ihrem Körpergewicht oder ihrer bestehenden Hüfterkrankung.
Welche Implantate kommen zum Einsatz?
Im Klinikum Passau werden nur qualitativ hochwertige, bewährte und innovative Kunstgelenke implantiert.
Für welches Modell sich der Arzt entscheidet und wie es eingesetzt wird, hängt von der Qualität des Knochens, der Form des Gelenks und dem Ausmaß des Verschleißes ab.
Um zu verstehen, welche Wahlmöglichkeiten der Arzt hat, muss man sich die Form des gesunden Hüftgelenks vor Augen halten. Das Hüftgelenk ist ein Kugelgelenk. Der Gelenkkopf sitzt am oberen Ende des Oberschenkelknochens und greift in die Gelenkpfanne, die im Beckenknochen eingebettet ist.
Diese künstliche Hüftpfanne aus Reintitan wird ebenfalls ohne Zement verankert. Sie wird in das Becken gepresst und verklemmt sich dort. Feine Zähnchen auf der Außenseite sorgen für zusätzlichen Kontakt mit dem Knochen.
Diese Endoprothesenpfanne ist bislang über 175.000 mal implantiert worden. Es ist eine der knochensparendsten zementfreien Pfannen in der Hüftendoprothetik.
Kombiniert wird die AllofitTM-Hüftpfanne mit einem Pfanneneinsatz aus besonders verschleißresistentem Polyethylen und einem Kugelkopf aus Aluminiumkeramik.
Als Schäfte stehen je nach Knochenbeschaffenheit (Osteoporose) und Anatomie der einzelnen Patienten zementfreie und zementierte Modelle zur Verfügung. Diese sind ebenfalls aus einer Titanlegierung (zementfrei) oder aus medizinischem Stahl gefertigt.
Gibt es Risiken?
Wir verwenden seit 2007 standardmäßig den minimal invasiven Zugang (OCM-Zugang nach Röttinger). Komplikationen sind zwar selten, aber wie bei jeder anderen Operation auch, nicht völlig ausgeschlossen.
Hin und wieder treten Blutergüsse, Thrombosen und sehr selten Luxationen auf.
Primäre Implantatinfektionen konnten durch intensive Prophylaxe, u.a. die Reinraumtechnik (s.o.) in den letzten Jahren zu beinahe 100% verhindert werden. Dieses hervorragende Qualitätskriterium kann auch in unserer Qualitätsstatistik eingesehen werden (www.baq-bayern.de)
Wie geht es nach der Operation weiter?
Wegen des schonenden Umgangs mit den Weichteilen kann das Bein schon am ersten Tag nach der Operation teilbelastet werden. Dabei dienen Gehhilfen als Stützen. Sie können weggelassen werden, sobald der Schmerz aufhört und die Muskulatur zum normalen Gehen kräftig genug ist. Die Nachsorge ist sehr wichtig. So kann der Arzt den Rehabilitationserfolg beurteilen und etwaige Komplikationen frühzeitig feststellen.
Die Rehabilitation ist verbessert. Alle Sportarten mit gleichmäßigen und fließenden Bewegungen, wie Schwimmen, Radfahren, Skilanglauf und Spazierengehen können schnell wieder aufgenommen werden. Kontaktsportarten wie Squash, Handball und Fußball sollten vermieden werden.